Kaum jemand hat es mitbekommen: Wenige Tage nach Kurti, dem Wolf, wurde Anfang Mai ein weiteres Tier letal entnommen: Fuchsi, der Fuchs. Fuchsi starb in seinem Revier, dem Berliner Prinzenbad. Er hatte apathisch im Gebüsch gelegen, während im Sportbecken die Badegäste ihre Bahnen zogen. Also rief man die Polizei, die rief den Jäger. Die Polizei gab ein Statement ab: "Seine Vorderpfoten waren vermutlich gebrochen", die Lokalpresse berichtete, und dann war Fuchsi in Berlin vergessen.
Bis zum vergangenen Mittwoch. Da twitterte die Piratenpartei, ebenfalls in Berlin vergessen: "Heute 17:00 Prinzenbad Kreuzberg, Mahnwache für #fuxi". Es kamen acht Leute, sechs von ihnen gehörten zu den Piraten, schwiegen für Fuchsi und ließen ein Transparent für sich sprechen: "Gegen Exekutionen im Freibad. Wir gedenken Fuxi". Nach einer Dreiviertelstunde, der Himmel hatte sich zugezogen, packten sie wieder zusammen. Das Scheißwetter sei das Problem gewesen, sagt Simon Kowalewski, Tierschutzbeauftragter der Piraten im Berliner Abgeordnetenhaus. Kaum Freibadgäste, kaum Passanten, da habe die Mahnwache nichts werden können.
Die Aktion ist symptomatisch für eine Partei, die am 18. September - dann wählt Berlin - wohl selbst den Gnadenschuss bekommen wird.
Wie Füchse waren die Piraten anschlussfähig in der Populärkultur: Orange, irgendwie wild, auf jeden Fall anders als die anderen. Sie eroberten ein brachliegendes Revier: die Netzpolitik.
Heute machen alle Parteien Internet, und die Piraten haben sich selbst zerlegt. Das wiederum unterscheidet Fuchs und Pirat: Letzterer ist eben kein klassischer Kulturfolger, der sich seinem Lebensraum anpasst. Aus den Aktivisten wurden keine Politiker, daran ging die Partei kaputt.
Christopher Lauer, Ex-Pirat und Noch-Abgeordneter, sagt: "Die Piraten sind wie Pfadfinder. Die finden es auch okay, in den Wald zu gehen und keine Antworten zu haben. Das ist nur noch Folklore."
Was der Wald für den Fuchs, das ist die Bürgerbewegung für die Piraten - der natürliche Lebensraum. Die Piraten müssen ausgewildert werden, denn ihre Ideen und ihre Art werden gebraucht. Als Partei aber kann man ihnen nur das Gleiche wie Fuchsi wünschen: Ruhe in Frieden.