Unser Planet ist in der Bredouille und wir haben die Chance, Real-Life-Heroes zu werden. Luisa Gaffga von 'Selbstverliebt' hat uns verraten, welchen fünf grünen Challanges sie sich nächstes Jahr so stellt.
2020: Was bisher geschah. Wäre das Leben eine Serie, wäre der Staffelrückblick auf dieses Jahr eine ziemliche Shitshow. Angefangen von den Waldbränden in Australien bis hin zum Ausbruch der Corona-Pandemie, gab es dieses Jahr wirklich verdammt viel zu verdauen. Für Verschnaufpausen oder Verdauungsschläfchen, um all die Krisen dieser Welt erst mal zu verstoffwechseln, war keine Zeit. Das Resultat: kollektiver Weltschmerz. Luisa kennt dieses überwältigende Gefühl von Angst und Trauer nur zu gut. Auch bei ihr hat es nach den niemals enden wollenden Lowlights des Jahres eingesetzt. Ist jetzt also die Zeit gekommen, das Handtuch zu werfen und im Homeoffice still ins Kissen zu weinen? Von wegen.
"Dieser Weltschmerz, den gerade viele fühlen, strahlt auch auf uns zurück. Deshalb müssen wir auf uns achten und uns Pausen gönnen. Wenn wir glücklich und zufrieden sind und mit dieser Positivität Veränderungen angehen, hat das viel mehr Kraft, als dasselbe mit negativen Gefühlen tun zu wollen", sagt Luisa. Die 21-jährige Saarländerin ist Autorin, Sängerin, Influencerin und Aktivistin – auch wenn sie bei letzterem Titel selbst noch etwas mit sich hadert: "Ich weiß nicht, ob mich das zu einer Aktivistin macht, aber wenn ich die Welt einmal verlasse, will ich wissen, dass ich wirklich etwas verändert habe. Ich will nicht nur für mich gelebt haben, sondern für eine Gemeinschaft."
Ihren Wunsch, Anderen zu helfen, hat Luisa quasi zum Beruf gemacht. Angefangen hat für die Saarländerin alles mit 11 Jahren und dem Start ihres Blogs "Lulusdreamtown". Erst schrieb die Heranwachsende dort ausschließlich über Beauty-Themen, dann wird sie und damit auch ihr Blog vegan – bildlich gesprochen. Als Foodbloggerin ist Luisa nur drei Jahre später so erfolgreich, dass sie sich dazu entschließt, sich mit "Lulusdreamtown" in Berlin selbstständig zu machen. Der Umzug vom gut behüteten Dorf im Saarland in die turbulente Hauptstadt wird letztendlich zu dem Schritt, der die entscheidenden Weichen für Luisas Zukunft stellt. Um ihre eigenen Dämonen zu bekämpfen, befasst sich Luisa dort nämlich mit den Themen Selbstliebe, Achtsamkeit und Selbstakzeptanz – und wird zu der Gründung ihres zweiten Blogs inspiriert: "Selbst Verliebt". Einige Jahre, einige Songs und ein Buch später ist Luisa heute Vorbild beim Thema Veränderung in sich selbst und der Welt für ihre über 261 Tausend Follower.
Wir haben uns die Ding Dong Challenge der Europäischen Union zum Anlass genommen, um mit Luisa über Nachhaltigkeit zu sprechen, und die 21-Jährige nach den 5 größten grünen Challenges gefragt, die sie sich persönlich für das kommende Jahr vorgenommen hat.
1. Challenge: Mehr Petitionen.
Luisa: "Ich habe mir vorgenommen, mich jede Woche auf Change.org zu informieren: Was passiert gerade in der Welt? Was ist gerade dringend? Auf der Homepage findet man viele Petitionen, bei denen man dabei sein kann. Die Themen, die mir besonders am Herzen liegen, teile ich dann auch auf Social Media und ich suche mir Organisationen aus, an die ich Geld spende. Ich weiß, nicht jeder hat die finanziellen Mittel zum Spenden. Petitionen zu unterschreiben kostet aber kein Geld.
Bei Petitionen merkt man, wenn viele Menschen dahinterstehen und Veränderung wollen. Wenn wir alle zu Hause sitzen, uns Gedanken machen und reden, bekommen die Verantwortlichen davon nichts mit. Aber wenn wir dieses Nachdenken und Reden in Unterschriften verwandeln, kommt auch an: Ok, da sind wirklich viele. Je nach Thema kann man mit Petitionen ja auch an den Bundestag gehen. Und es sind nicht nur nationale Angelegenheiten: Man kann auch Petitionen aus dem Ausland unterschreiben zu Problemen, von denen man eigentlich dachte, dass man keinen Einfluss darauf hat. Hat man aber doch."
2. Challenge: Mehr Demos.
"Ich habe bisher immer ganz viele Demonstrationen auf Social Media gesehen und geteilt, war selbst tatsächlich aber noch nie auf einer richtigen Demo – einfach, weil meist keine in meiner Nähe waren. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich nämlich auf dem Dorf im Saarland gelebt und da wohne ich jetzt auch wieder. Aktuell gibt es natürlich nicht so viele Demos. Sobald es wieder möglich ist, werde ich mich online informieren: Wo ist die nächste Veranstaltung in meiner Nähe? Wenn sie weiter weg ist, dann: Wie komme ich dahin? Kann ich vielleicht mit einer Gruppe dahinfahren oder Carpooling machen?
Ich finde das voll wichtig, diesen Zusammenhalt zu sehen: Du bist nicht alleine, wir alle zusammen können wirklich eine Veränderung erschaffen. Das muss ein total krasses Teamgefühl sein. Man kann dort außerdem Menschen kennenlernen, die eine Geschichte zum Thema beizutragen haben. Man lernt viel mehr und Dinge, die man sonst vielleicht nicht erfahren hätte."
3. Challenge: Mehr Bio.
Luisa: "Ich lebe vegetarisch, seit ich 11 Jahre alt bin, mit 14 oder 15 Jahren bin ich über Nacht vegan geworden. Auf Bio-Qualität habe ich anfangs noch nicht geachtet. Erst vor eineinhalb Jahren habe ich durch meinen damaligen Freund angefangen, mich mehr mit dem Thema zu befassen. Wir haben eine Dokumentation über riesige Mandelplantagen in Kalifornien angesehen. Die sind so groß, dass sie sogar eigene Bushaltestellen haben. Die Mandelproduktion dort gehört zu den Mitverursachern des Bienensterbens. Ich dachte ich mir: Das passiert auch hier, dass Bienen bei Gemüse- und Obstproduktion durch Pestizide sterben. Ich kann nicht sagen, ich esse keinen Honig, weil ich vegan bin und gleichzeitig Bienensterben auf diese Weise unterstützen. Deshalb möchte ich nur noch biologische Produkte kaufen. Das ist auch gesünder für unseren Körper.
Ich weiß, für viele ist das finanziell nicht so einfach – oder es ist einfach kein Bioladen in der Nähe. Aber auch Discounter haben Bio-Produkte im Sortiment. Ich wechsle aktuell hin und her zwischen Bio aus dem Bioladen und Bio aus dem ganz normalen Discounter."
4. Challenge: Nachhaltiger Konsum.
Luisa: "Als ich etwa 13 Jahre alt war, bin ich jedes Wochenende in die Stadt gefahren zum Shoppen. Oft habe ich Kleidung einfach nur gekauft, weil sie reduziert waren. Die Sachen lagen dann im Schrank. Ich habe sie nie angezogen. Irgendwann dachte ich mir: Wieso eigentlich? Oft kaufen wir Dinge, weil wir diesen kleinen Glücksmoment haben wollen, diesen Endorphinschub. Im Endeffekt bringt es mir aber nichts – nur der Industrie dahinter. Als ich dann erfahren habe, welche Arbeitsbedingungen und Umweltbelastungen dahinter stecken, war klar: Ich möchte das nicht mehr.
Wenn ich jetzt einkaufen gehe und nicht vor dem Spiegel stehe und sage: 'Oh mein Gott, das ist absolut genial-geil. Ich brauch das.' … wenn ich den Gedanken nicht habe, kaufe ich es nicht."
5. Challenge: Mehr Second-Hand-Kleidung.
Luisa: "Ich habe ein Jahr lang in Berlin gewohnt. Dort war direkt bei mir um die Ecke ein Second-Hand-Shop. Ich war jede Woche da und habe mir die Kleidung angeschaut. Da waren so coole Sachen dabei, die ich mir dann für zwei oder drei Euro gekauft habe. Als ich zurück ins Saarland gezogen bin, habe ich wieder angefangen, Kleidung online zu bestellen, dabei aber immer ein komisches Gefühl gehabt. Dann habe ich mich darüber informiert, wo es hier bei mir in der Nähe Second-Hand-Shops gibt. Ich habe auch einige Online-Shops gefunden. Dort gibt es total schöne Klamotten, die eigentlich wie neu sind.
Ich bin auch totaler Kleiderkreisel-Freak. Ich habe letzte Woche zum ersten Mal aussortiert und Sachen gefunden, die ich getragen habe, als ich 9 Jahre alt war. Wieso hatte ich das immer noch?! Wenn ich etwas selbst nicht mehr anziehe, verkaufe ich das und schmeiße es nicht einfach so weg."