"Der Gedanke war von Anfang an, ihnen eine Stimme zu geben. Die Geschichten zu erzählen, die keiner hier so richtig kennt und für die sich auch nie jemand wirklich interessiert hat", sagt Linh. Sie sitzt in einem vietnamesischen Restaurant und nippt an der hausgemachten vietnamesischen Limettenlimonade. Auf einem großen Fernseher hinter ihr laufen die Nachrichten, vor dem Fenster rauschen Autos über die Straße.
Die Geschichten, von denen Linh spricht, sind die ihrer Elterngeneration. Der Menschen, die ab Mitte der 60er Jahre als Vertragsarbeiter aus Vietnam nach Deutschland gekommen sind. Die seitdem Teil der deutschen Gesellschaft sind und viel für das Land geleistet haben - und trotzdem häufig außen vor bleiben.
Die 25-jährige Linh und ihr 24-jähriger ehemaliger Kommilitone Nam haben diese Geschichten aufgeschrieben, ursprünglich für ein Uniprojekt. Zu dem Zeitpunkt haben beide Medien- und Kommunikationswissenschaften in Halle studiert. "Ein Zeitzeugendokument", sagen sie, sollte "HanoixHalle" sein. Um dem Rest der Welt zu erklären, warum ihre Eltern so sind, wie sie sind. Und um anderen Menschen mit vietnamesischen Wurzeln die Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte zu erleichtern. Sie sollen wissen, wie es den Vertragsarbeitern in der DDR ergangen ist. Linh hofft, dass so eine Art digitale Erinnerungskultur entstehe.
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