In Gedanken war ich die letzten Wochen oft im Vatikan - bei der Jugendsynode. Als eine von etwa 300 Jugendlichen aus aller Welt bereitete ich bei der Vorsynode im Frühjahr ein Papier mit vor. Jetzt wartete ich gespannt, wie stark unsere Anliegen bei den Bischöfen Thema sein würden. Für ein paar Tage konnte ich das vor Ort überprüfen, alle deutschen Vorsynodalen waren zu einem Treffen mit den Bischöfen Stefan Oster, Felix Genn und Weihbischof Johannes Wübbe eingeladen. Die Synodenväter nahmen sich viel Zeit für uns. Es gab Diskussionen bis tief in die Nacht, die Bischöfe berichteten von ihren Erlebnissen. Dabei war auch Müdigkeit spürbar. Die vielen Stunden in der Aula, in der sie Stellungnahmen anhörten und die Stille aushalten mussten, die Papst Franziskus immer wieder zum Nachdenken verordnet hatte, zehrten augenscheinlich. Zwischendurch dann noch Kleingruppen, Begegnungen, Hintergrundkreise und Journalisten, die sich zwischen Ausgang und Auto stellen. Dazu der Druck von zu Hause: die Erwartung, im Anschluss umzusetzen, was die Jugend braucht, um wieder in die Kirche zu finden. Als liefere die Synode jetzt ein Geheimrezept.
Das tut sie nicht. Dennoch finde ich den Moment historisch - noch nie wollte die Kirche so sehr hören, was junge Menschen bewegt. Und zwar wirklich. Neben der Vorsynode hatte der Vatikan ja im Vorfeld über Fragebögen Tausende von Meinungen weltweit erfragt. So viel wusste die Kirche zum Status quo der Jugend wahrscheinlich noch nie. Dass sich dabei länderübergreifend Fragen und Sorgen herauskristallisierten, ist ein mächtiger Moment! Diese Anliegen kann man nicht mehr kleinreden. Kein "Aber in der Weltkirche sieht das anders aus"-Argument zieht jetzt mehr. Mein Vorschlag an die Bischöfe war deshalb: Warum nicht Komplexität reduzieren und in kleinen Schritten ein Thema nach dem anderen angehen? Wenn man unser Papier aus der Vorsynode liest, findet man einige Themen immer wieder. Theologen spüren in einem so großen Konsens schon auch mal den Heiligen Geist.
Ein solcher Punkt ist die Frage nach der Rolle der Frau in der katholischen Kirche, die jetzt auch prominent im Abschlussdokument als "Frage der Gerechtigkeit" bezeichnet wird. Warum nicht diese Frage jetzt in einer Frauensynode offensiv angehen und endlich in aller Tiefe ausdiskutieren? Dass Frauen in Deutschland bereits einige Leitungspositionen wahrnehmen, reicht nicht. Weltkirchlich besteht ein großes theologisches Vakuum, das bisher nicht angegangen wird, aus Angst, den Erwartungen der Welt nicht entsprechen zu können. Doch wenn das Evangelium - das immer schon ein Gegenpol zur Welt war - eines lehrt, dann: "Fürchte dich nicht." Und vielleicht führt der Prozess ja auch dazu, das Geschlechterverhältnis und die Frage nach Laien in der Kirche insgesamt anzugehen. Wir finden es nur heraus, wenn die Bischöfe es jetzt anstoßen. Die Zeit drängt.