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Soziales Engagement für den Rand der Gesellschaft

Wer meint, Jugendliche seien egoistisch und interessieren sich nicht für ihr Umfeld, der irrt. Seit Oktober des Vorjahres tüfteln Schüler an Sozialprojekten, um den Alltag benachteiligter Menschen lebenswerter zu machen. 500.000 Euro werden dabei von der Drogeriemarktkette Bipa für die Umsetzung der besten Projekte zur Verfügung gestellt. Online werden die Ideen von rund 100.000 Unterstützern bewertet.

Von den bis dato 83 eingereichten Projekten hat die Gruppe "Teens for Kids" von der HLW Steyr mit über 10.000 Stimmen derzeit die Nase vorne. Die Schüler unterstützen mit ihrem Projekt den Verein "Allianz für Kinder", der Kindern aus Krisengebieten lebensnotwendige Operationen in österreichischen Spitälern ermöglicht. Wichtig ist der Projektleiterin Inge Döberl, dass bei der Arbeit "die soziale und wirtschaftliche Kompetenz der Schüler gefordert und gefördert wird" .

Im Zuge des Projekts begleiten die Schüler kranke Kinder auf ihrem Weg zur Genesung und wollen durch gemeinsame Spiele dazu beitragen, das Heimweh ihrer jungen Schützlinge zu verringern. Außerdem machen sie mit den Patienten - sofern es die Gesundheit erlaubt - Ausflüge, um ihnen ein Stück von Österreich näherzubringen. Neben den Besuchen bei den Kindern werden auch Literatur und Spielmaterialien in der Landessprache der jungen Patienten angeschafft. Um ein besonders kostspieliges Herz-Ultraschallgerät zu finanzieren, werden Spendenaktionen organisiert und Sponsoren gekeilt.

Dicht dahinter - mit nur 300 Stimmen weniger - rangiert "Das gute Obst" von Schülern der Externistenschule in Dornbirn. Was sich nach einem Projekt über bewusste Ernährung anhört, hat einen arbeitsmarktpolitischen Hintergrund. Denn das Ziel der Projektteilnehmer ist es, Jobs für arbeitslose Jugendliche zu schaffen. Obstbäume sollen von ihnen gepflegt und bewirtschaftet werden, wobei das gewonnene Obst an Obdachlose abgegeben oder weiterverkauft wird. Der Reinerlös kommt den arbeitenden Jugendlichen zugute. Die benötigte Anbaufläche wird von Gemeinden und Privatpersonen kostenlos zur Verfügung gestellt.

Ein anderes Projekt, das im Bereich der Innenausstattung angesiedelt ist, nennt sich "Simba - wo Menschen wertvoll sind" . Vier Schülerinnen der Modeschule Ebensee wollen im SOS-Kinderdorf Altmünster einen "Ort zum Wohlfühlen" schaffen. Aus Platzgründen wird dort ein neues Haus errichtet, das die Projektgruppe für die Kinderdorfkinder einrichten will. Ob Gewalt, Vernachlässigung oder Missbrauch: Die jungen Bewohner haben in ihren Herkunftsfamilien schon viel erlebt. "Mit selbst gefertigten Sitzwürfeln und Sitzsäcken wollen wir Orte der Ruhe und der Begegnung schaffen, die durch Schlummerrollen wohnlich und heimelig werden sollen. Wir wünschen uns, dass die Kinder das Leben von einer anderen Seite kennenlernen" , sagen die Jugendlichen.

Projektleiterin Annemarie Lammer gefällt das Engagement ihrer Schützlinge: "Es tut gut zu wissen, dass junge Erwachsene auf diesem Blickfeld unserer Gesellschaft nicht blind sind."

Clara Heinrich, Livia Kromp, Alicia Prager, DER STANDARD, Printausgabe, 23.2.2011)

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