H&M schaltet ein Werbefoto. Darauf ist ein Schwarzer Junge zu sehen. Er trägt einen Pullover mit der Aufschrift: „Coolest monkey in the jungle" - coolster Affe im Dschungel. Ein paar Stunden später beendet der Schwarze Künstler The Weeknd die Zusammenarbeit mit dem Modekonzern via Twitter und in Südafrika wird eine Filiale von Protestler_innen verwüstet. Zwischen diesen Ereignissen liegen abertausende Tweets und Posts, viele davon verfasst von People of Color (PoC) , die sagen, dass sie die Werbung als rassistisch empfinden.
Genauso finden sich zahlreiche Posts, viele davon von weißen Menschen, die das alles nicht verstehen. Sie hätten keinen Zusammenhang zwischen dem Spruch auf dem Pullover und der Hautfarbe des Jungen gesehen. Das glaube ich ihnen auch. Das Problem ist nicht, dass sie selbst den Zusammenhang nicht sehen. Das Problem ist oft die Schlussfolgerung, die diese Menschen ziehen: dass niemand diese Werbung rassistisch finden sollte. Es sind Aussagen wie diese, die in nahezu jeder Rassismusdebatte aufkommen. Wenn ich sie höre oder lese, möchte ich am liebsten aus dem Internet austreten.
Deshalb richte ich mich mit diesem Text an weiße Menschen, die die Welt nicht mehr zu verstehen scheinen, wenn PoC wütend über Rassismus sind - sei es in Kinderbüchern, in Talkshows oder eben in der Werbung. Anhand der letzten Debatte über die H&M Werbung möchte ich euch erklären, warum bestimmte Argumente, die immer wieder auftauchen, aus meiner Sicht nicht ganz durchdacht scheinen - um es mal diplomatisch auszudrücken.
„Man muss selbst ein Rassist sein, um das rassistisch zu finden."Nur weil man den rassistischen Zusammenhang zwischen dem Spruch „coolest monkey in the jungle" und der Hautfarbe des Jungen nicht direkt erkennt, heißt das nicht, dass alle anderen Rassisten sind, außer man selbst.
Vielmehr heißt es, dass man eine Wissenslücke hat. Es heißt, dass man privilegiert genug ist, sich nicht mit Rassismus auseinandersetzen zu müssen. Privilegiert genug beispielsweise zu ignorieren, dass heutzutage mitten in Europa immer noch Schwarze Fussballspieler_innen von Zuschauer_innen mit Affenlauten begrüßt und mit Bananen beworfen werden.
Man kann ebenfalls ignorieren, dass es bis Anfang des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl von anerkannten Wissenschaftlern und Philosophen gab - Voltaire und Carl Vogt zum Beispiel - deren Theorien Schwarze Menschen quasi mit Affen gleichsetzten. Und dass diese Theorien als Rechtfertigung für Sklaverei und Kolonialherrschaften dienten. Man kann es ignorieren, weil es überhaupt keine Konsequenzen für eine_n hat, wenn man es tut. Vermutlich, weil man weiß ist.
Wenn man Rassismus also nicht erkennt, ist man also nicht besser als die anderen, sondern ignoranter.
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