Kate Edwards gehört zu den einflussreichsten Frauen der Gamerszene. Seit Jahren berät sie Entwickler in interkulturellen Fragen. Für viele ist sie eine Spielverderberin.
Interview: Alexandra Eul
Die US-Amerikanerin Kate Edwards zählt zu den einflussreichsten Frauen in der Gamingbranche. Es ist eine Milliardenindustrie, die sich in diesen Tagen nach dem Anschlag in Halle wieder massiver Kritik ausgesetzt sieht. Der rechtsradikale Täter inszenierte seinen Angriff wie in einem Computerspiel und Probleme mit rechtsextremen Inhalten existieren auf digitalen Verkaufsplattformen seit Jahren. Kate Edwards arbeitet als Beraterin und unterstützt Entwickler von Blockbusterspielen in interkulturellen Fragen. Ihr Thema: diversere Produkte durch diversere Teams. Für ihre Arbeit wird Edwards geschätzt, aber auch angegriffen. Eine Zeit lang erhielt sie sogar Morddrohungen. Mit ZEIT ONLINE hat Edwards über "Grand Theft Auto V", Jugendschutz, Frauen als neue Zielgruppe und den Rassismus und Sexismus in der Szene gesprochen.
ZEIT ONLINE: Frau Edwards, was sind die schlimmsten Klischeevorstellungen über Gamer?
Kate Edwards: Sie sind männlich. Sie sind jung. Sie spielen ihre Computerspiele im dunklen Keller. Sie essen zu viel Fast Food. Und deswegen haben sie Übergewicht.
ZEIT ONLINE: Und wie sieht die Realität aus?
Edwards: Das Geschlechterverhältnis ist ausgewogen. Es gibt inzwischen sogar mehr Frauen als männliche Teenager, die Games spielen. Die Zielgruppe der 30- bis 40-jährigen Frauen wächst wie kaum eine andere.
ZEIT ONLINE: Aber diese Frauen spielen dann keine Ego-Shooter, sondern sie sortieren bei Candy Crush Süßigkeiten, richtig?
Edwards: Das stimmt, Frauen spielen sehr viel häufiger sogenannte Casual Games auf ihren Smartphones, das hat mit ihrem Alltag zu tun. Sie arbeiten, sie kümmern sich um die Kinder, sie kümmern sich um den Haushalt, sie sind ständig auf den Beinen. In so einer Situation ist es natürlich von großem Vorteil, wenn du zwischendurch einfach nur dein Telefon in die Hand nehmen musst, um dich ein, zwei Minuten mit einem Spiel abzulenken. Aber es gibt auch viele Frauen, die Ego-Shooter spielen.
ZEIT ONLINE: Was spielen Sie denn am liebsten?
Edwards: Ich mag First-Person-Shooter, die machen einfach Spaß. Am meisten mag ich die Halo-Reihe, wegen der guten Story: eine Science-Fiction-Geschichte über einen Supersoldaten, der Aliens davon abhalten soll, die Erde zu überfallen. Außerdem habe ich an dem Spiel mitgearbeitet.
ZEIT ONLINE: Sie bezeichnen sich selbst als das "gute Gewissen" der Industrie. Wieso?
Edwards: Das hat mit meiner Arbeit zu tun: Ich sensibilisiere Spieleentwickler dafür, wie ihre Spiele in anderen Kulturen wahrgenommen werden. Wer sind eigentlich die Menschen, die das Spiel spielen werden? Wir alle haben unterschiedliche Weltansichten und unterschiedliche Erfahrungshorizonte. Es kann also einen großen Unterschied machen, ob man ein Spiel für den deutschen oder für den chinesischen Markt entwickelt. (...)
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