Der schiitische Geistliche Muktada Al-Sadr hat am Montag seinen Rückzug aus der irakischen Politik verkündet. Dessen Gefolgsleute stürmten daraufhin den Regierungspalast in der Hauptstadt.
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Schüsse vor dem Regierungspalast in Bagdad. Die Lage in der irakischen Hauptstadt ist am Montag unübersichtlich.
Grund ist eine Entscheidung des Schiitenführers Muktada Al-Sadr. Der Geistliche verkündete am Montag seinen Rückzug aus der irakischen Politik.
Muktada Al-Sadr, Schiitenführer
»Ich habe mich dazu entschlossen, mich aus der Politik zurückzuziehen, um nicht
mit den korrupten Politikern verwickelt zu werden – weder hier noch im
Jenseits.«
Al-Sadr hat sich seit jeher sowohl gegen den US-amerikanischen als auch gegen den iranischen Einfluss im Irak gestellt. Er und seine Unterstützer gingen bei den Wahlen im vergangenen Oktober als Gewinner hervor – verfehlten seitdem aber die Möglichkeit eine Regierung zu bilden. Als Reaktion darauf zog Al-Sadr im Juni bereits seine Abgeordneten aus dem Parlament ab.
Nach der Rückzugsankündigung brachen am Montag Proteste auf den Straßen Bagdads aus. Das Parlament und weitere Regierungsgebäude wurden von Demonstranten gestürmt.
Thaer Al-Tamimi, Sadr-Unterstützer
»Wir fordern, dass das Parlament aufgelöst wird und die Korrupten bestraft
werden. Wir werden uns für unseren Führer Al-Sadr opfern. Der Sieg ist auf
unserer Seite.«
Hamid Khodr, Sadr-Unterstützer
»Unser Führer, Gott schütze ihn, hat diese Angelegenheit an das Volk
übertragen. Wir Iraker, egal ob Sunniten, Schiiten und Kurden sind eins gegen
die Korrupten.«
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters kam es bei den Zusammenstößen zwischen Unterstützern und Gegnern Al-Sadrs sowie den Sicherheitskräften bereits zu zwei Toten. Mindestens 19 Menschen wurden demnach verletzt.
Die irakische Armee verkündete eine ab dem Nachmittag geltende Ausgangssperre für Teile der Hauptstadt. Landesweit gilt eine Ausgangssperre ab 19 Uhr.
Al-Sadr kündigte in der Vergangenheit bereits mehrfach seinen Rückzug aus der Politik an – kehrte aber immer wieder zurück. Der Geistliche hat einen hohen Einfluss auf Politik und Gesellschaft im Irak – und außerdem die Kontrolle über eine paramilitärische Gruppe mit mehreren Tausend Unterstützern.
(29.08.2022)
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