Je älter unser Autor wird, desto mehr beneidet er jene, die einen Gott haben. Aber wie findet man ihn? Da die Kirche nicht zu ihm kommt, sagt sich Alexander Krex, geht er halt zu ihr.
Ich habe mich von Gott abgewandt. So würde die dramatische Version wohl lauten. Ich war ihm nie besonders zugewandt kommt der Sache allerdings näher. Ich bin zwar als Kind in Ost-Berlin evangelisch getauft, aber nicht konfirmiert worden. Ich war zwar ein paarmal an Heiligabend beim Gottesdienst, habe aber nie ein Tischgebet gesprochen. Das war es eigentlich mit mir und dem Christentum; aber dann eben doch nicht ganz.
Je älter ich werde, desto mehr beneide ich jene, die einen Gott haben, der sich wie ein Stoßdämpfer zwischen sie und die malmende Willkür des Universums setzt. Wobei Gott natürlich nicht sitzt, sondern ist. Ja, er ist einfach, immer schon und immerfort, in seinem unendlichen Sein. Er gibt allein dadurch Halt, dass er nicht in Einzelteile zerfällt, wenn man über ihn nachdenkt. So stelle ich es mir mit Ende dreißig zumindest vor.
Und obwohl ich nicht wirklich glaube, dass ich werde glauben können, wünsche ich es mir manchmal und bin ein wenig enttäuscht, dass es niemand auch nur versucht mit mir. Ist doch riesig, diese Christenheit, 2,3 Milliarden weltweit, ein Drittel aller Menschen dürfte die Geschichten der Bibel kennen. Die Marke Christentum hat sich erfolgreich am Markt etabliert, könnte man sagen, und das seit mindestens 1600 Jahren.
Warum missioniert ihr mich nicht?
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