„Don Pasquale" hat gestern am Theater an der Wien in der Kammeroper Premiere gefeiert. Unter der Leitung von Tscho Theissing war die gekürzte und neu arrangierte Fassung musikalisch bemerkenswert, wobei das kleine Orchester die Regie in den Schatten stellte.
„Don Pasquale" ist eine der bekanntesten und beliebtesten Opere buffe von Gaetano Donizetti. Im Mittelpunkt steht ein alternder Lustgreis, der für seinen Geiz büßen soll. Dottore Malatesta und Pasquales Neffe Ernesto arrangieren eine Scheinehe zwischen Pasquale und Norina. Letztendlich zwingen sie ihn jedoch dazu, der Hochzeit von Norina und deren Geliebten Ernesto zuzustimmen.
Es würde sich anbieten, zeitgemäße Elemente des Stückes zu unterstreichen. Regisseur Marcos Darbyshire stellt jedoch Slapstick und Commedia-dell'Arte-Elemente in den Vordergrund. Da darf Pasquale in der Nase bohren, holt sich Norina choreografierte Küsse ab und es wird schon einmal mit vollem Mund gesungen.
In grellen Kostümen (Ausstattung: Annemarie Bulla) bewegen sich die Figuren bunt geschminkt und mit ausgestellter Gestik in eindrucksvollen Lichtportalen mit über 700 Spotlights: Showtime für Norina. Der Abend besticht weder mit kluger Personenführung, noch mit feiner Klinge - ihm wohnt eher der Charme eines Schultheaterstückes inne. Aber ohnehin ist der wahre Star des Abends Theissing mit seinen Wiener Theatermusikern.
Insgeheim wünscht man sich das siebenköpfige Ensemble auf die Bühne. Sie spielen Donizetti in den Arrangements von Theissing voller Esprit und dynamisch differenziert auf Streich- und Schlaginstrumenten, dem Saxofon, Akkordeon, der Mundharmonika und der Trompete. Der Dirigent und Arrangeur greift selbst zur Triangel und ziert sich nicht, nach der Pause auch seine Backen als Instrument zu nutzen.
Donizetti selbst komponierte sein Werk so, dass es mit musikalischen Konventionen brach sowie Zuhörer mit ungewohnten Akzenten und Instrumentierung erstaunte - im Sinn hatte er dabei immer die Komik.
Theissings „Don Pasquale" ist einer „nach Donizetti" und führt den Gedanken des Urhebers weiter. Mit seinem Arrangement changiert Theissing gekonnt zwischen Schrammelklängen, Filmmusik und jazzigen Melodien bis hin zu Mundharmonikaklängen, die an Westernfilme erinnern. Dabei verliert das Werk jedoch nie an Tiefgang oder musikalischem Witz.
In die Rolle der Norina schlüpfte die italienische Sopranistin Carolina Lippo. Mutet die Stimme passagenweise auch metallisch an, überzeugt sie dennoch mit feinem und strahlkräftigem Sopran, allen Spitzentönen und nötigen Koloraturen. Ebenfalls überzeugend der zweite Italiener im Ensemble: Matteo Loi als Malatesta singt mit schönem Timbre und großer Spielfreude.
Florian Köfler in der Hauptrolle des Don Pasquale hingegen lieferte keine Glanzleistung ab. Mit zu kleinem Bass für diese große Rolle wirkte er steif, unsicher und stemmte so manchen Ton. Julian Henao als Ernesto lässt es nicht nur an Schauspieltalent, sondern auch an Stimme mangeln. Vor allem die „Serenata" im dritten Akt wurde belanglos. Zu oft versagt ihm die Stimme, wird trotz klein besetzten Orchesters beinahe unhörbar. Die Regie half ihm nicht, stellenweise ließ Darbyshire ihn mit dem Rücken zum Publikum singen.
Viele schienen begeistert ob der Running Gags an diesem Abend. Das Leading-Team, Sänger und Musiker wurden gleichermaßen mit Jubel bedacht.