Joseph Beuys, dem Künstler, der vorgab, kein Künstler sein zu wollen, widmet Regisseur Andres Veiel eine sehenswerte Doku, die dieser Tage in heimischen Kinos anläuft. Beuys, 1986 verstorben, sagt darin: „Ich bin gar kein Künstler. Es sei denn, unter der Voraussetzung, dass wir uns alle als Künstler verstehen. Da bin ich wieder dabei. Sonst nicht.“
Beuys, der Mann mit Hut, Fett und Filz - er provozierte, rüttelte auf und hinterfragte politische Stereotypen. Veiel wählte für seinen Dokumentarfilm aus 400 Stunden Archivmaterial an bisher unerschlossenen Video- und Tonaufnahmen aus und schuf eine bildgewaltige Collage.
Reise durch das analoge Medienzeitalter
Sie zeigt Beuys als Privatmenschen, als Künstler, Lehrer und vor allem als politische Person, die Zeit seines Lebens an die Grenzen des Machbaren und Möglichen ging. Dabei kommt auch ein unbekannt humorvoller Künstler zum Vorschein: selbstironisch, augenzwinkernd und schlagfertig ob der wiederkehrenden auf ihn treffenden Kritik.
zeroonefilm/ Stiftung Musem Schloss Moyland_ErichPuls/ Klaus Lamberty
Joseph Beuys nach der Räumung der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, 1972
Die Bewegtbildaufnahmen lässt Veiel dabei teils gänzlich ohne Ton stehen, teils sind sie untermalt mit Aussagen von Wegbegleitern, Reportern und Beuys selbst. Die Doku ist dabei nicht nur eine interessante Reise durch Beuys’ Leben, sondern gleichsam eine Zeitreise durch das analoge Medienzeitalter.
stup, für orf.at
Publiziert am 24.05.2017