2 Abos und 1 Abonnent
Artikel

Folgt auch Podolski den Millionen aus China?

Alternde Fußballstars, Toptrainer, den aktuellen Welt-Schiedsrichter und auch Weltmeister Lukas Podolski - sie alle sollen mit Millionen-Offerten nach China gelockt werden. Das bevölkerungsreichste Land der Welt ist im Fußball ein Zwerg, verfolgt aber ganz große Ziele.


Guangzhou - 71,5 Millionen Euro für Oscar, 56 für Hulk, 50 für Alex Teixeira - und auch Lukas Podolski soll mit einem Millionenangebot ins Reich der Mitte gelockt werden. Die Einkaufstour chinesischer Klubs geht munter weiter. Wie Galatasaray Istanbuls Sportdirektor Levent Nazifoglu am Mittwochnachmittag bestätigte, hat der chinesische Erstligist Beijing Guoan ein Angebot für den Weltmeister abgegeben.

"Wir prüfen dieses Angebot. Ob der Transfer realisiert wird, hängt vom Spieler ab", sagte Nazifoglu. Als mögliche Ablösesumme werden sieben Millionen Euro gehandelt. Laut "Bild"-Zeitung liegt Podolski zudem ein Angebot von Guangzhou Evergrande Taobao vor. Der chinesische Serienmeister soll dem 31 Jahre alten Ex-Nationalspieler ein Jahresgehalt von neun Millionen Euro bieten. Dabei steckt der Fußball bei der Sport-Großmacht noch in den Kinderschuhen - aber China will zum Big Player avancieren und investiert in Spieler aus Europas Top-Ligen.

Von zahlungskräftigen Unternehmen, Staatsbetrieben und einem hochdotierten TV-Vertrag (eine Milliarde für fünf Jahre) gestützt, treten Chinas Vereine seit geraumer Zeit als Großeinkäufer auf dem internationalen Transfermarkt auf. Kurz vor Weihnachten folgte der brasilianische Nationalspieler Oscar dem Lockruf aus Fernost und wechselte für eine Winter-Rekordablöse zu Shanghai SIPG. Didier Drogba, Nicolas Anelka und Graziano Pellè hatten diesen Schritt schon vorher gemacht.

Auch zahlreiche ausländische Fußballlehrer sind der Zahlungskraft der Chinese Super League bereits erlegen. Seit Juni trainiert Felix Magath SD Luneng, vor ihm hatten schon Ex-Weltmeister-Trainer Luiz Felipe Scolari, Ex-England-Coach Sven-Göran Eriksson, Clarence Seedorf und Marcello Lippi, der mittlerweile sogar Nationaltrainer ist, eine Arbeitsstelle in China angenommen. Jüngste Gerüchte besagen, dass die Chinesen auch Welt-Schiedsrichter Mark Clattenburg abwerben wollen.

Aus Europa wird Chinas Finanzkraft mittlerweile als Bedrohung wahrgenommen. FC Chelseas Teammanager Antonio Conte äußerte sich besorgt: "Der chinesische Markt ist eine Gefahr für alle", sagte der Italiener, "nicht nur für Chelsea, sondern für alle Teams der Welt." FC Liverpools Teammanager Jürgen Klopp reagierte gewohnt humorvoll auf die Frage eines Reporters, ob er das chinesische Geld eine Gefahr für Englands Premier League darstelle: "Sie wissen, dass alle Klubs Europas das gleiche über England denken?"

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) teilt diese Angst derweil nicht. Im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel unterzeichneten der DFB, die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der chinesische Verband CFA Ende November eine weitreichende Vereinbarung beider Länder zur Zusammenarbeit im Fußball für zunächst fünf Jahre. Der deutsche Fußball unterstützt das Reich der Mitte mit seinem Fachwissen, unter anderem im Bereich der Trainer- und Nachwuchsausbildung.

Für die deutschen Klubs eröffnen sich durch die Kooperation in China große Chancen. Der chinesische Markt wächst mit enormer Geschwindigkeit, die Begeisterung für Fußball ist trotz der schwachen Nationalmannschaft riesig - vor allem für die Bundesliga. Seit Jahren reisen deutsche Top-Klubs wie Borussia Dortmund und Bayern München für Sommertrainingslager, aber vor allem zu Expansionszwecken, in das Riesenreich.

Sogar für eine WM-Bewerbung sicherte man dem bevölkerungsreichsten Land der Erde Rückendeckung zu. "Wir werden China bei einer WM-Bewerbung unterstützen", sagte DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius. Das soll spätestens 2030 so weit sein, bestätigte zuletzt Verbands-Vizepräsident Zhang Jian.


Zum Original