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Damen enttäuschen bei Tischtennis-WM: "Schaffen es nicht, konstant zu spielen"

Petrissa Solja wehrte sich nach Kräften, am Ende verlor sie dennoch: Erst das Spiel, dann den Kampf gegen die Tränen. Enttäuschung und Wut über das viel zu frühe Ausscheiden in der zweiten Runde des Einzels der Tischtennis-Weltmeisterschaften in Düsseldorf waren zu groß. Doch damit stand sie nicht allein da: Nur die deutsche Meisterin Kristin Silbereisen aus Kolbermoor schaffte von sechs Starterinnen den Sprung unter die besten 32, in den Doppeln war für die deutschen Damen spätestens im Achtelfinale Schluss.

Nach der Partie gestand Solja, die Olympiazweite von Rio: "Ich habe mich einfach geärgert, weil mir schon wieder gesagt wurde, dass mein Aufschlag falsch ist. Ich soll den Ball mit meinem Kopf versteckt haben. Seit ich gut bin, kommt das öfter vor. Dann habe ich die Konzentration verloren." Die Schiedsrichterin hatte Solja zum Auftakt verwarnt und ihr später sogar einen Punkt abgezogen.

Bundestrainerin Jie Schöpp war von der Niederlage gegen die in der Weltrangliste 79 Positionen schlechter geführte Ungarin Szandra Pergel dennoch nicht gänzlich überrascht: "Es ist kein Wunder. Die ganze Saison konnte Petrissa wegen ihrer Verletzungen so wenig trainieren. Es kommen schöne Bälle, aber dann auch einfach viele Fehler. Keines der Mädchen schafft es, konstant zu spielen."

Insgesamt las sich die Bilanz der Damen des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) ernüchternd. Sabine Winter (Kolbermoor) musste sich trotz einer 2:0- und 3:2-Führung in der zweiten Runde noch geschlagen geben. "Vor ein paar Wochen war ich froh, dass ich die WM spielen kann. Aber wenn man dann da ist, will man doch mehr", sagte Winter. Das Youngster-Trio mit den WM-Debütantinnen Chantal Mantz (Berlin), Nina Mittelham (Bad Driburg) und Wan Yuan (Bingen-Münster/Sarmsheim) musste in den Einzeln und Doppeln schon früh die Segel streichen. 

DTTB-Sportdirektor Richard Prause zog dennoch kein schlechtes Fazit. "Bei den drei Jüngeren hätte ich mir auch gewünscht, dass eine vielleicht über ihrem Ranglistenlevel spielt", sagte er: "Aber sie waren hier, um Erfahrungen zu sammeln. Es ist noch ein weiter Weg." Auch Schöpp wagte schon einen Blick in die Zukunft - auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio: "Ich hoffe, dass alle physisch fit werden." Alle Damen waren im vergangenen Jahr von Verletzungen geplagt und konnten nicht genug trainieren.

Einzig Silbereisen überraschte mit ihren Leistungen. Im Einzel zog sie am Donnerstag ins Achtelfinale ein, im Mixed schied sie zusammen mit Steffen Mengel (Bergneustadt) erst in der Runde der letzten 16 gegen das taiwanesische Duo Chen Chien-An/Cheng I-Ching aus. "Sie spielt ein sehr gutes Turnier", lobte Prause. "Ich habe nicht viel gesehen, aber was ich gesehen habe, hat sie sehr gut gespielt", so Schöpp. Dabei ist die älteste Spielerin nur noch Teilzeit-Profi. Nebenberuflich arbeitet Silbereisen als Physiotherapeutin.