Wenn Bernd an der Isar ist, fühlt er sich näher bei seiner toten Freundin, sagt er. Mit ihr war er oft hier. Sie hat es ihm nahe gebracht und er zugleich ihr: draußen am Fluss sein, Leute anquatschen, Flaschen sammeln. "Eine sehr Niedliche, Zierliche war sie", sagt Bernd, 63. Ihren Namen verrät er nicht, genauso wenig wie seinen eigenen Nachnamen.
Irgendwann war seine Freundin tot, sie hatte etwas mit dem Herzen. Und er musste aus der Wohnung raus, denn die lief auf sie, und er konnte die Miete nicht bezahlen.
Bernd ist inzwischen viel an der Isar. Wittelsbacherbrücke. Fast immer.
Die Brücke ragt in vier weiten Bögen über die Isar, zwei davon bewohnt der Fluss, zwei bewohnen Bernd und seine Nachbarn. Auf der Brücke thront eine Statue, Otto I. auf seinem Pferd. Unter der Brücke, von Bernds Matratze aus, hört man die Autos rauschen, den Fluss hört man nicht. Die Isar fließt klar vorbei. Im Sommer schauen die Münchner beim Fließen zu, trinken ein Bier auf den Stufen, hängen die Füße ins Wasser. Dann ist die Wiese voll mit jungen Frauen im Bikini und Typen mit Sonnenbrillen. Im Winter joggen höchstens ein paar wenige vorbei. Dann sind Bernd und seine Nachbarn die einzigen, die hier noch liegen.