Jetzt ist der Fasching fast wieder rum. Das ganze Verkleiden und möglichst gut drauf sein. Meins ist es ja nicht. Vor allem Clown-Kostüme find ich schon immer bisschen creepy.
Wo die Angst vor Clown herkamDas hat damals im Büro von meinem Vater angefangen. Er hatte in seinem Regal einen alten, abgewetzten Gummi-Clown stehen. Nostalgie für ihn, Spielzeug für mich. Eigentlich eine lustige und nette Figur. Aber wenn man sie im falschen Winkel anschaut, ist da nichts mehr mit "nett". Erst grinst sie unbedarft und im nächsten Moment starrt sie dich aus leeren Holzaugen heraus böse an.
Ich bin mit Clowns nie wirklich warm geworden. In den Zirkus bin ich nicht wegen den stolpernden Pluderhosen gegangen, sondern wegen waghalsigen Artisten und exotischen Tieren. Auf Kindergeburtstagen waren sie für mich auch nicht der Bringer. Ganz toll, Meister Spaßvogel - du kannst einen Luftballon verknoten.
Der Clown kann böse sein und trotzdem lächelnUnd ihre aufgesetzte Art! Die ja tatsächlich aufgesetzt ist, in Form von aufgemalter Mimik. Wenn sich an Fasching jemand als Pirat oder Cowboy verkleidet, kann ich trotzdem noch abschätzen, ob das gerade ein trauriger Pirat oder ein fröhlicher Cowboy ist. Ein Clown wiederum kann Emotionen haben, wie er will - seine übergroß aufgemalten, roten Mundwinkel zeigen immer nach oben.
Vor ein paar Jahren hab ich im Studium ein Projekt über den Zirkus gemacht und deswegen mal nach Clown-Bildern gegoogelt. Ist seitdem nicht besser geworden. Gefühlt die Hälfte sind Grusel-Clowns. Aber geht's nur mir und 50 Prozent vom Google-Universum so?
Wie sieht die junge Generation Clowns?Ich mache den Test: Es ist Wochenende, ich sitze bei Freunden und frage einfach mal in die Runde: "Wie findet ihr eigentlich Clowns?" Der Tenor war: Stephen King hier, Gruselclowns da, nur veraltet lustig und eher unheimlich. Liegt es also vielleicht an meiner Generation?
Wir hatten in den letzten Jahren halt hauptsächlich Killer-Clowns. Entweder im echten Leben die Verrückten auf der Straße oder bei Stephen King das Monster "Es". Das entführt als Clown "Pennywise" Kinder und ermordet sie. Die wenigsten von uns gehen noch in den Circus und Kindergeburtstage kommen auch erst wieder in ein paar Jahren. Wo kriegen wir also unser Clowns-Image her? Aus der Popkultur! Ich erinnere mich neben Pennywise vor allem an den Joker - Batman-Feind No. 1 und von Heath Ledger porträtierte Paraderolle des bösen Clowns.
Grusel-Clowns, Horror-Clown und Killer-Clowns?Fairerweise muss man sagen, meine Freunde und ich stehen natürlich nicht für alle. Also raus auf die Straße und beim Rest "unserer Generation" nachgefragt.
Wie sieht die ältere Generation Clowns?Könnte also wirklich eine Altersfrage sein. Was sagen denn Leute dazu, die vor dem Joker und umhertrollenden Horror-Spinnern mit Clowns sozialisiert worden sind? An was denken sie, wenn sie an rote Nasen und zu große Schuhe denken?
Der Clown-Experte, ein echter ClownHinter der Fassade geht niemanden was an. So so. Ich will aber wissen, was dahinter steckt. Es wird Zeit mit meinem Negativ-Image aufzuräumen. Was mache ich mir hier überhaupt ein Bild, wenn meine letzte Begegnung mit einem lebendigen Clown über ein Jahrzehnt her ist. Ich treffe mich mit einem echten "Experten": Dem aktuellen Clown des Circus Krone:
Sein ganzes Leben macht "Bonbon" das also schon. Wir unterhalten uns hinter der Manege. Gleich ist Vorführung, man hört ganz leise die aufgeregten Stimmen durch den Vorhang. Neben uns steht ein Pony, genau wie der hagere Clown vor mir schon in voller Montur:
Das Ende des negativen Clown-ImagesDer große „Bonbon" mit den fröhlichen Augen und dem welligen Haar versteht den Image-Wechsel nicht. Er hat als Kind Clowns im Zirkus gesehen und so viel Spaß gehabt, dass er selbst einer geworden ist. Komplett als Autodidakt und durch jahrzehntelanges Training. Er hat für seine Königin gespielt, seine Kinder sind Clowns - ein ganzes Leben als fröhlicher Tollpatsch. Wenn ich ihn so erlebe, verstehe ich das negative Clown-Bild auch nicht.