Corona-Impfungen haben keine Unfruchtbarkeit oder Probleme mit dem Schwangerwerden bei Frauen zur Folge. Das bestätigen neue Studien einmal mehr.
Die Corona-Lage in Deutschland wird immer dramatischer. Angesichts der steigenden Infekionszahlen verschärfen zahlreiche Bundesländer ihre Maßnahmen. Krude Mythen über Nebenwirkungen der Corona-Impfungen, die sich auf die Fruchtbarkeit der Frau auswirken, können erneut widerlegt werden. Studien belegen, dass Corona-Impfungen keine Unfruchtbarkeit zur Folge haben und auch sonst keine Nebenwirkungen auf die Fruchtbarkeit haben.
Frankfurt - Die erforderliche Impfquote ist nicht erreicht - auch weil immer wieder angebliche Nebenwirkungen der Corona-Impfungen die Runde machen. Gerüchte und krude Mythen kursieren, und noch immer steht die Behauptung im Raum, dass die Impfungen zu Unfruchtbarkeit, Fruchtbarkeitsproblemen oder Fehlgeburten bei Frauen zu führen.
Alle drei Bedenken können widerlegt werden: Die Ängste von manchen Frauen sind laut Fachleuten absolut unbegründet. „Studien und Daten belegen eindeutig, dass Corona-Impfungen keinerlei negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit oder Schwangerschaft von Frauen haben", sagt Prof. Christian J. Thaler, Leiter des Hormon- und Kinderwunschzentrums an der LMU München und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.
Corona-Impfungen haben keinerlei Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit von FrauenDer Arzt führte am LMU-Kinderwunschzentrum in 2021 über 370 Embryotransfers durch und konnte seit Einführung der Impfung keine Hinweise auf veränderte Schwangerschaftsraten oder höhere Fehlgeburtsraten feststellen. „Mittlerweile sind etwa 80 % unserer Kinderwunschpaare geimpft und das ist uns sehr wichtig, denn eine Covid-Erkrankung in der Schwangerschaft ist mit vielfältigen, teilweise sehr schwerwiegenden Risiken für Mutter und Kind assoziiert", erläutert Thaler.
Bereits in einer Zulassungsstudie des Biontech / Pfizer-Impfstoffes wurde festgestellt, dass Frauen auch nach den Impfungen schwanger wurden. Aktuelle Studien, die u.a. im Herbst 2021 in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurden, bestätigen dies nun erneut. Auch bei einer großangelegten Studie zum Impfstoff von Astrazeneca wurde keine verminderte Fruchtbarkeit festgestellt. Forscher*innen untersuchten zudem geimpfte Frauen in Fruchtbarkeitskliniken, die versuchten, durch künstliche Befruchtung schwanger zu werden. Sie stellten keine Abweichungen in der Statistik durch die Impfungen fest.
Eine andere Studie zeigte außerdem, dass sich auch die Häufigkeit von Frühgeburten nach Corona-Impfungen nicht steigerte. Dies bestätigen auch Daten aus den USA. Das „Vaccine Safety Datalink Project" des US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) wurde 1990 extra eingerichtet, um Nebenwirkungen zu erkennen, die bei den Zulassungsstudien vielleicht nicht bemerkt wurden. Dort wurden über 100.000 Schwangerschaften ausgewertet. Festgestellt wurde, dass es keinen Anstieg an Frühgeburten bei geimpften Frauen gab. Die Frühgeburtenrate stieg hingegen bei ungeimpften Frauen an.
„Im Zusammenhang mit der Impfung werden Frühgeburten verhindert, denn die Covid-Erkrankung ist bei Schwangeren eine sehr viel schwerere Erkrankung als bei Nicht-Schwangeren. Schwangere erkranken etwa doppelt so häufig an schweren Erkrankungen mit der Notwendigkeit von Beatmung, von ITS, Intensivbehandlung, aber eben auch - und das ist die Erfahrung der letzten anderthalb Jahre: Die Frühgeburtenrate ist zwei- bis dreifach erhöht. Wir müssen also die Covid-Erkrankung verhindern, um die Frühgeburtenrate zu senken", sagte Geburtsmediziner Ekkehard Schleußner von der Universität Jena vor wenigen Tagen erneut im Deutschlandfunk.
Impfskepsis ist unbegründet: Impfungen haben keine Unfruchtbarkeit zur FolgeDie Frauenärztin Dr. med. Anne-Rose Luise Schardt aus Wiesbaden berichtet von den Erfahrungen in ihrer Frauenarztpraxis: „Eine Impfung hat keine Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit von Frauen". Auch sie begleitet seit Beginn der Impfkampagne Frauen, die nach Corona-Impfungen schwanger geworden sind.
Nicht nur die Zahlen und Daten sprechen für sich: Auch die Argumentation der Impfskeptiker sei falsch und ließe sich leicht aufklären, erklärt Kinderwunsch-Experte Prof. Dr. Thaler. Der Theorie der Impfskeptiker zufolge habe das Spike-Protein des Coronavirus Ähnlichkeiten mit einem bestimmten Protein auf dem Mutterkuchen. Deshalb bekämpften die Antikörper der Impfung nicht nur das Spike-Protein, sondern eben auch das Protein Syncytin-1, lautet die falsche Schlussfolgerung der Impfskeptiker:innen. Dies habe dann - der kruden Theorie zufolge - Einfluss auf die Fruchtbarkeit. „Dafür gibt es ‚zero evidence'", sagt Prof. Thaler. Der Anteil des Proteins, der Ähnlichkeiten aufweise, betrage gerade mal 0,7 Prozent des gesamten Eiweißmoleküls und sei außerdem nicht an der Oberfläche des Mutterkuchengewebes zugänglich.
Ein weiterer Grund, warum die Theorie falsch ist: Nach einer Infektion mit dem Coronavirus werden auch Antikörper entwickelt. Auch eine überstandene Corona-Infektion müsste sich nach der Theorie der Impfskeptiker also auf die Fruchtbarkeit von Frauen auswirken. Aber auch dafür gebe es keine Anzeichen, sagt Prof. Dr. Thaler. Zahlreiche Frauen sind inzwischen nach einer überstandenen Coronainfektion schwanger geworden. Forscher:innen untersuchten außerdem die Reaktionen von 3.000 Proteinen im menschlichen Körper auf die Antikörper nach einer Covid-19-Erkrankung oder einer Corona-Impfung und konnten bei dem Protein Syncytin-1 keinerlei Reaktionen entdecken.
Schwankungen der Periode nach Corona-Impfung haben nichts mit Fruchtbarkeit der Frau zu tunWie lässt es sich dann erklären, dass einige Frauen nach den Impfungen davon berichteten, unerwartet ihre Periode bekommen zu haben? „Der Zyklus der Frau unterliegt Schwankungen und Einflüssen. Die Impfung kann ein vorübergehendes Stressereignis sein, welches wie andere Stressereignisse den weiblichen Zyklus beeinflussen kann. Danach pendelt sich der Zyklus wieder stabil ein", sagt der Kinderwunschexperte. Auch die Gynäkologin bestätigt, dass Sorgen und Ängste unbegründet seien, wenn durch die Stresssituation der Impfung verfrüht oder verspätet die Periode einsetze. Dies wirke sich nicht auf die Fruchtbarkeit der Frau aus.
Mythos um Unfruchtbarkeit ist falsche Theorie von Impfskeptiker*innenDer Mythos der Unfruchtbarkeit sei im Kontext von Impfungen nicht neu, erklärt die Gynäkologin Dr. Schardt. Auch als Frauenärzt*innen begonnen haben, junge Mädchen und Frauen gegen Humane Papillomviren (HPV) zu impfen, gab es diese Bedenken. Die HPV-Impfung hat aber Dutzende Frauen vor den gefährlichen Viren bewahrt, die Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Das Beispiel zeigt erneut den Nutzen der modernen Medizin.
Fazit der Fachleute und Expert:innen: Die Impfungen gegen das Coronavirus führen also nicht zu Unfruchtbarkeit, Fruchtbarkeitsproblemen oder mehr Frühgeburten, sondern verhindern Frühgeburten und schützen das Leben von Mutter und Kind. (Delia Friess)
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