David Huth

Freier Journalist, Duisburg

2 Abos und 0 Abonnenten
Artikel

Die spannenden Geschichten hinter Barbara- bis Ölbaumzweig

Zweige von einem Obstbaum stellen die Menschen am Barbaratag in eine Vase.Foto: Gerhard Schypulla

Essen. Am Nikolaustag fürchten sich Kinder vor Knecht Ruprecht. Der Geselle mit der Rute, mit dem Bündel aus Zweigen. Die Symbolkraft ist dabei eher gering: Du warst nicht artig, Du bekommst Haue. Andere Zweige, die uns immer wieder begegnen, erzählen tiefsinnigere Geschichten. Eine Übersicht.

Vom Barbara- bis zum Ölbaumzweig - warum wir diesen Zweigen besondere Aufmerksamkeit schenken:

Der Barbarazweig

Am Gedenktag der Heiligen Barbara von Nikomedien, dem 4. Dezember, schneiden Menschen Zweige von einem (Obst-) Baum und stellen sie in eine Vase mit Wasser. Sie folgen einem alten Brauch: Es heißt, ein Zweig habe sich in Barbaras Gewand verfangen, als sie in den Kerker geführt wurde. Sie war verurteilt worden, weil sie ihren christlichen Glauben nicht aufgeben wollte. Die Heilige stellte den Zweig in ihrer Zelle ins Wasser, und am Tage ihrer Hinrichtung blühte er auf. Heute sagt man, es bringe Glück für das kommende Jahr, wenn ein Barbarazweig bis Heiligabend aufblüht. Dem Glück lässt sich aber auf die Sprünge helfen: Die Zweige blühen nur, wenn sie vor dem Abschneiden einmal dem Frost ausgesetzt waren. Ist der Advent zu warm, legt man die Zweige für ein paar Tage ins Eisfach.

Der Mistelzweig

Traditionell werden in der Weihnachtszeit Mistelzweige aufgehängt. Treffen sich ein Mann und eine Frau unter diesem Zweig, dürfen sie sich küssen. Folgt man der Legende, so bleibt dieses Paar ein Leben lang zusammen. Woher der Brauch stammt, ist in Teilen ein Rätsel. Manchmal heißt es, gallische Priester, also Druiden, hätten an der Entstehung dieses Glaubens mitgewirkt. Doch es gibt auch Bezüge zu nordischen Göttersagen, da der Lichtgott Baldur mit einem Mistelpfeil getötet wurde. Seiner Mutter, der Liebesgöttin Frigga, gelang es aber ihn zurück ins Leben zu holen. Dies geschah im Schatten jenes Baumes, an dem der Mistelzweig gewachsen war, der ihren Sohn zuvor getötet hatte. Frigga habe sich über Baldurs Rückkehr so gefreut, dass sie jeden küsste, den sie traf, und fortan schenkten die Misteln all jenen, die unter ihnen stehen, einen Kuss als Zeichen der Liebe.

Der Tannenzweig

Der Tannenzweig.Foto: dpa

Selbst im Winter sind die Nadelhölzer noch voller Nadelpracht - damit verkörpern die immergrünen Bäume traditionell die Hoffnung auf neues Leben nach einem langen Winter. Nicht umsonst ist Grün die Farbe der Hoffnung. Ferner erinnert der Christbaum an den Sündenfall im Paradies: Eva griff an den Baum der Erkenntnis, pflückte den Apfel - und die daraus erwachsene Schuld konnte erst durch Christus' Tod am Kreuz überwunden werden.

Der Palmzweig

In der Antike galt die Palme als Symbol für das Leben, die Hoffnung und den Sieg. In der Bibel ist beschrieben, dass die Straßen von Jerusalem feierlich mit grünen Palmenzweigen ausgelegt waren, als Jesus dort einzog. Daran erinnert der Palmsonntag eine Woche vor Ostern. Dieser Einzug wird auch hierzulande nachgespielt. Weil exotische Palmzweigen eher selten sind, kommen oft hiesige Gewächse zum Einsatz. Die „Palmzweige" werden gesegnet, und nach der Messe nehmen die Menschen sie mit nach Hause und befestigen sie an einem Kreuz. Das Ergebnis ist ein Schutz gegen Unglück und Unwetter.

Der Ölbaumzweig

Selbst auf der Flagge der Vereinten Nationen ist der Ölzweig zu sehen: Als Symbol für den Frieden umrahmt er die Weltkugel. Der Zweig steht obendrein für Stärke und Kraft. Olympische Athleten werden mit einem Kranz aus Ölzweigen geehrt. Der Ölbaum gehört zu den ältesten Kulturpflanzen des Mittelmeerraums. Am bekanntesten ist wohl der Olivenbaum. Er wächst sehr langsam und wird sehr alt. In der griechischen Mythologie hieß es, dass jemand, der unter einem Olivenbaum geboren wird, von göttlicher Abstammung sei. So war es etwa bei Artemis und Apollo, aber auch bei Romulus und Remus, den Gründern Roms.Auch im Alten Testament kommt der Ölzweig vor: Die Taube hat einen Zweig im Schnabel, als sie bei Noah auf der Arche landet. Die Friedenstaube, wie wir sie heute als Symbol kennen, geht auf diesen biblischen Text zurück.

Tobias Appelt und David Huth

Zum Original