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Home of Brot: Bäckereien in Wien | waldviertler.wien

veröffentlicht von david

Brot, Semmeln und Co gibt es in Wien an jeder Ecke. Bäckereiketten wie Ströck oder Anker machen es möglich. Doch was steckt hinter diesen Unternehmen?

Sie retten einem den Morgen und die Mittagspause und manchmal sogar den Abend. Die unzähligen Bäckereifilialen sind das bessere Fast-Food Wiens. Es gibt Brot, Süßes, belegte Weckerl und frischen Kaffee. Viele haben sogar sonntags offen. Was will man mehr?

Als ich vor mehr als zwei Jahren aus dem Waldviertel nach Wien gezogen bin, war ich etwas überwältigt. Gefühlt an jeder Ecke fand sich irgendeine Bäckerei. Und sie alle hatten einen anderen Namen. Anker, Ströck, Der Mann? Für mich waren alle gleich. Einfach nur Bäckereien. Doch Wien ist nicht das Waldviertel, wo es vielleicht zwei, drei große Bäckereien in der Umgebung gibt. Die Bäckerlandschaft in Wien ist riesig -und wie riesig, bemerkte ich erst im Laufe von Monaten.

Man vergisst oft, wie allgegenwärtig Bäckereien in Wien eigentlich sind. Und während einige Bäckereien echte Wiener Originale sind, sind einige lediglich Importe aus Niederösterreich oder Deutschland. Ein Einblick in die Welt der Wiener Bäckereiketten.

1. Anker

Anker - oder Ankerbrot, wie das Unternehmen eigentlich heißt - ist der Platzhirsch unter den Wiener Bäckereien. Wer auch nur einen Tag in Wien unterwegs ist, stößt sicher auf eine Anker-Filiale. Schließlich sind es insgesamt 110 und die meisten davon befinden sich in Wien. Damit ist Anker die größte Bäckereikette in ganz Österreich.

Ankerbrot wurde im Jahr 1891 von den Brüdern Heinrich und Fritz Mendl gegründet. Sie eröffneten die Wiener Brot- und Gebäckfabrik von Heinrich und Fritz Mendl im 10. Wiener Bezirk, welche heute zwar nicht mehr in Betrieb ist, aber nach wie vor für Veranstaltungen, Ausstellungen und Gastronomiebetriebe genutzt wird. Als Logo wählten die beiden einen Anker. Er sollte für Sicherheit und Vertrauen stehen.

Mittlerweile funktioniert Anker auf Franchise-Basis. Das heißt, das jede Anker-Filiale eigentlich ein unabhängiger Betrieb ist, aber das Brot und alle anderen Unternehmensgegenstände von Anker bekommt.

2. Ströck

Mindestens genauso bekannt wie Anker ist Ströck. Dabei handelt es sich aber um ein wesentlich jüngeres Unternehmen. Die Bäckerei Ströck wurde 1970 vom Johann Ströck in Wien-Donaustadt gegründet. In der kurzen Seite ist das Unternehmen rasant gewachsen: Heute zählt Ströck 70 Filialen in Wien, Gerasdorf, Parndorf und Kittsee. Außerdem beliefert die Ströck-Bäckerei den Lebensmitteleinzelhandel sowie Schulen, Krankenhäuser und Kindergärten. Die Bäckereifilialen sind also eigentlich nur ein kleiner Teil des Ströck-Universums.

Um ein derartiges Produktionsvolumen zu stemmen, besitzt Ströck zwei große Produktionsstandorte in Wien. Zudem betreibt es das Ströck Feierabend in Wien-Landstraße - eine Art Premium-Bäckerei, die tagsüber Café ist und sich abends zum Restaurant verwandelt.

3. Der Mann

Auf mich als Nicht-Wiener wirkt „ Der Mann " immer ein bisschen obskur. Wer nennt seine Bäckerei so? Eine kurze Recherche klärt die Verwirrung auf: „Der Mann" wurde 1860 als Ein-Mann-Betrieb im niederösterreichischen Oberweiden von Anton Mann gegründet. Der Unternehmensname repräsentiert also nichts weiter als den Namen des Gründers.

Dass sich mit „Der Mann" dennoch unzählige Wortspiele anstellen lassen, hat das heutige Marketing-Team schnell erkannt. So ist auf der Unternehmenswebseite etwa von der „MANNschaft" oder dem „MANNagement" die Rede. Bitte im Kopf behalten: Mit dem Geschlecht haben die Namen eigentlich nichts zu tun - es ist einfach nur der Name des Gründers. Verwirrend, ich weiß.

Nundenn. Kommen wir zu den Fakten. „Der Mann" zählt insgesamt 80 Filialen in Wien und Umgebung und bietet dasselbe wie die anderen Bäckereiketten in Wien. In ihrer Zentrale in der Perfektastraße hat das Unternehmen außerdem eine Art Erlebniswelt namens „Brotway" eingerichtet, in der Besucher die Herstellung des Brotes von „Der Mann" beobachten können.

4. Geier

Von den großen Bäckereiriesen bewegen wir uns nun in Richtung der nicht-ganz-so-großen Ketten. Geier ist eine davon. Mit 30 Standorten in Wien und im Weinviertel ist sie bei weitem noch nicht „klein". Man findet sie nur nicht mehr an jeder Ecke.

Das hat jedoch auch seinen Grund: Geier wurde ursprünglich 1902 in Stillfried an der March im Weinviertel von Mathias Geier gegründet. Über die Jahre ist die Bäckerei einfach nach Wien expandiert.

5. Heberer

Am Westbahnhof und Hauptbahnhof finden sich Filialen einer Bäckerei mit dem Namen „Wiener Feinbäckerei Heberer". Im ersten Moment wirkt sie einfach nur wie ein weiteres Unternehmen in der Wiener Bäckereienlandschaft. Doch der Eindruck täuscht: Die „ Wiener Feinbäckerei Heberer " ist eigentlich ein Unternehmen aus Deutschland, gegründet 1891 von Georg Heberer in Offenbach nahe Frankfurt am Main.

Davon abgesehen bietet Heberer aber dasselbe Ambiente und Angebot wie die anderen Bäckereiketten in Wien. Allerdings dürfte der Name „Wiener Feinbäckerei" in Kombination mit dem Brot durchaus für gute Umsatzzahlen gesorgt haben - immerhin hat es das Unternehmen tatsächlich bis nach Wien geschafft.

6. Felber

Nach dem vorangegangen Bäckereien lässt der Name der Bäckereikette Felber bereits vermuten, dass der Gründer mit Nachnamen „Felber" hieß. Jedoch ist alles, was das Unternehmen im Internet über sich verrät, dass es vor mehr als 6o Jahren gegründet wurde und insgesamt 48 Bäckereifilialen in Wien und Umgebung betreibt. Wir wissen es also nicht genau.

Frisches Gebäck und Kaffee gibt es aber auch hier - ob der Gründer nun Felber hieß oder nicht und ob er aus Wien oder Niederösterreich stammt, macht also wenig Unterschied.

7. Bäckerei Schwarz

Sehr oft, wenn ich eingesessene Wiener nach ihren Empfehlungen für gute Bäckereien frage, bekomme ich „Schau' in die Bäckerei Schwarz" als Antwort. Die Bäckerei Schwarz scheint so etwas wie ein Geheimtipp in Wien zu sein. Und eines kann ich mit Sicherheit sagen: Deren Brot ist tatsächlich verdammt gut.

Die Bäckerei Schwarz wurde 1903 von Leopold Schwarz in Wien gegründet und betreibt heute 18 Filialen in der ganzen Stadt. Damit ist sie die kleinste Kette auf der ganzen Liste, aber geschmacklich wohl ein Highlight.

8. Backwerk

Backwerk ist anders. Backwerk ist eine Selbstbedienungs-Bäckerei. Betritt man eine Backwerk-Filiale, nimmt man sein Gebäck wie in einem Supermarkt selbst aus der Theke und bezahlt an der Kasse. Dafür ist alles ein Stück billiger - vor allem der Kaffee. Im Backwerk kostet ein kleiner Cappuccino 1,30€. Wo findet man sonst derart günstigen Kaffee? Dafür gibt es aber ein paar Punkte Abzug beim Geschmack.

Um es jetzt ganz platt zu formulieren: Backwerk ist der Diskonter der Bäckereien. Und verdammt jung. Das Unternehmen wurde 2001 in Düsseldorf gegründet und betreibt mittlerweile 340 Filialen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Slowenien. In Österreich sind es 20 Filialen.

Vielleicht bringt dieses Hintergrundwissen ja ein bisschen Klarheit in die komplizierte Bäckereienlandschaft Wiens. In jedem Fall ist das Angebot „brot-al" gut! Und damit genug Brot für heute.

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