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Sklavenarbeit für Tierfutter von Nestlé?

Eine US-amerikanische Kanzlei hat eine Sammelklage gegen Nestlé eingereicht. Der Nahrungsmittelkonzern soll von Zwangsarbeit auf thailändischen Fischkuttern gewusst und davon profitiert haben. Nestlé weist die Vorwürfe von sich


Nestlé sieht sich in den USA mit einer schwerwiegenden Anklage konfrontiert: Dem Konzern wird vorgeworfen, wissentlich von Zwangsarbeit auf thailändischen Fischerei-Schiffen zu profitieren. Die Anwaltskanzlei Hagens Berman hat bei einem Bundesgericht in Kalifornien eine entsprechende Sammelklage eingereicht.


In der Klage wird behauptet, dass Nestlé mit dem thailändischen Partner Thai Union Frozen Products zusammengearbeitet habe, um mehr als 12 000 Tonnen auf Meeresfrüchten basierende Futtermittel für die in Amerika verkauften Top-Tierfuttermarken zu importieren. Ein Teil der Meeresfrüchte werde unter Sklaverei-Bedingungen gewonnen, heißt es in der 29-seitigen Anklage. Dazu würden Männer und Jungen aus den ärmeren Nachbarländern von Thailand wie Myanmar oder Kambodscha an Fischer-Kapitäne verkauft. Auf den Booten müssten sie für wenig oder gar kein Geld bis zu 20 Stunden am Tag unter gefährlichen Bedingungen arbeiten. Weigerten sie sich, drohen Schläge oder gar der Tod.


Bereits im vergangenen Jahr hatte der Guardian in einer Dokumentation ausführlich darüber berichtet, wie dieses grauenhafte System funktioniert. Die US-weite Sammelklage zielt nun darauf ab, Nestlé des „unfairen Wettbewerbs" und irreführender Werbung zu überführen. „Es ist eine Tatsache, dass Tausende dieses meistverkauften Tiernahrungsprodukt dieser Marke nicht gekauft hätten, wenn die Wahrheit bekannt wäre: nämlich dass Hunderte von Menschen versklavt, geschlagen oder auch bei der Herstellung der Tiernahrung ermordet werden" schreiben die Anwälte in einer Mitteilung. Die Kanzlei ruft weitere Konsumenten auf, sich der Klage anzuschließen.


Eine Sprecherin von Nestlé sagte auf Nachfrage von enorm: „Zwangsarbeit hat keinen Platz in unserer Lieferkette." Alle Zulieferer müssten sich dem Nestlé „Supplier Code und Responsible Sourcing-Leitlinie (RSG) on Fish and Seafood" verpflichten, um die Menschenrechte zu achten und alle geltenden Arbeitsgesetze einzuhalten. In den vergangenen zwölf Monaten habe der Konzern intensiv mit der unabhängige Supply-Chain-Beratung „Achilles" gearbeitet, um die komplexe Wertschöpfungskette in der thailändischen Fischindustrie, die einige der Zutaten der Nestlé-Produkte liefert, besser zu verstehen. Darauf aufbauend habe der NGO-Partner Verité einen Aktionsplan erarbeitet, um weitere Fortschritte zu erzielen. Der Plan soll im vierten Quartal des Jahres 2015 vorgestellt werden.

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