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Jobbörse für Geflüchtete

„Und ich hab gedacht, ich kann jetzt erstmal schön die Beine hochlegen mit meinem Bachelor. Wird wohl nix, " twitterte Philipp Kühn vergangene Woche. Er und sein Kommilitone David Jacob haben gerade ihr Kommunikationsdesign-Studium abgeschlossen und am vergangenen Montag eine gemeinsame Bachelorarbeit an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin eingereicht. Als Abschlussarbeit haben sie eine Website entworfen, die Flüchtlinge mit potenziellen Arbeitgebern in Deutschland zusammenbringen soll.


Auf Workeer.de können Geflüchtete ihren Lebenslauf präsentieren und Stellengesuche einstellen. Arbeitgeber, die Flüchtlinge beschäftigen wollen, können Gesuche publizieren. Bislang treffen dort rund 120 Bewerber auf 160 Stellenangebote wie zum Beispiel für einen Koch oder für Pflegekräfte. Seit die beiden Studenten ihr Projekt - ebenfalls per Twitter - der Welt vorgestellt haben, steht ihr Telefon nicht mehr still, das Mail-Postfach quillt über und sie hetzen von Interviewtermin zu Interviewtermin.


Viel positives Feedback, aber auch Hassmails

Leider gibt es trotz des überwiegend positiven Feedbacks, auch die üblichen hass- und neiderfüllten Ressentiments. Sogar gehackt wurde die Website bereits. Doch davon wollen sich Kühn und Jacob nicht unterkriegen lassen.


Tatsächlich entkräftet ihre Jobbörse viele schlimme rechte Argumente. Wie etwa, das Flüchtlinge ausschließlich eine finanzielle Belastung seien. Sicher: Manche Gewaltopfer, kranke oder traumatisierte Flüchtlinge sind langfristig auf Unterstützung angewiesen. Richtig ist aber auch: Viele andere sind tatkräftig, motiviert und qualifiziert, wollen lernen und arbeiten. So werden aus Hilfebedürftigen mit der Zeit Steuerzahler. Und sie integrieren sich mit Job nachweislich besser als ohne. Wie sehr die meisten Flüchtlinge arbeiten wollen, zeigen manche Annoncen bei Workeer. Einige der Bewerber schreiben in das Feld, das abfragt was sie suchen, schlicht „Alles".


Und natürlich nehmen die Flüchtlinge niemandem einen Job weg. Denn auf die ausgeschriebenen Stellen kann sich hier wie bei jeder anderen Stellenbörse jeder bewerben.

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