Die Bild-Zeitung vermeldete am Wochenende „ Ministerin verbietet Fisch und Fleisch für Gäste ". Dem Bericht zufolge erhielten die Abteilungsleiter des Umweltministeriums (BMUB) per E-Mail eine Aufforderung, dass Caterer die Veranstaltungen des BMUB beliefern bitte weder Fisch oder Fischprodukte noch Fleischprodukte liefern sollten. Zudem sollten nur Produkte aus ökologischem Landbau, „saisonale und regionale Lebensmittel mit kurzen Transportwegen" und bevorzugt „Produkte aus fairem Handel" verwendet werden.
Als Grund für die Anweisung wird die Vorbildfunktion der Behörde gegen die „Auswirkungen des Konsums von Fleisch" genannt. Und die sind erwiesenermaßen mannigfaltig: Die massenhafte Produktion und der Konsum tierischer Produkte ist ein wesentlicher Faktor für den Klimawandel und Umweltzerstörung, etwa die Abholzung des Regenwalds und Überdüngung der Böden.
Wehe, uns geht es an die Wurst!Doch das all das zählt natürlich nichts. Bei der Bild-Headline wusste man: Wer auch immer die Kommunikationskanäle beim Bundesumweltministerium betreut, wird kein ruhiges Wochenende haben. Denn über nichts kann sich der deutsche Bundesbürger mehr aufregen, als wenn „die da oben uns das Fleischessen verbieten". Dass es lediglich um ein paar vom Ministerium ausgerichtete Veranstaltung geht - egal. Offenbar gibt es genug Leute, die Schnappatmung bekommen, wenn Menschen bei einer einzigen Veranstaltung nicht in eine Bärchenwurst, sondern in eine Käsesemmel beißen müssen.
Und so kam es, wie es kommen musste. Einige tapfere Ritter vom Orden „Freier Fleischkonsum für Freie Bürger" machten sich auf, den Twitteraccount des BMUB zu beschimpfen. Soweit war es absehbar.
Wohl an, Ihr tapferen FleischesserDoch der Betreuer des Social-Media-Accounts, der bislang vor allem Pressemitteilungen und Veranstaltungshinweise twittere, ließ sich davon nicht das Wochenende vermiesen. Im Gegenteil: Bei der Beobachtung des Accounts wandelte sich das Mitleid mit dem Betreuer schnell in Amüsement. Gekonnt wurden alle Beschwerden zur vermeintlichen „Bevormundung" entkräftet, die unter anderem von einem FDP-Landesvorstand getätigt wurden.
Anzeige Dann: Auftritt Jens Spahn, CDU, Mitglied des Bundestages, der mit einer „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen"-Attitüde kundtat, dass er heute lecker Fleisch essen war. Mehr oder weniger humorig teilt er mit: „ Gehört ja heutzutage schon fast Mut dazu." Hier verzichtet dann das Bmub auf weitere Sachargumente und reagiert mit einem „ Wohl an, Ihr tapferen Fleischesser, seid uns gegrüßt - ob well done oder medium!" Dass der einige User Spahns Reaktion ein wenig platt fanden und sich ihrerseits darüber lustig machen, findet Spahn in der Folge gar nicht mehr lustig und gibt, um im Bild zu bleiben, die beleidigte Leberwurst.
Abmahnung für Mettbrötchen-Esser?Dann - das BMUB kann vermutlich sein Glück kaum fassen - schaut auch noch Peter Tauber, CDU-Generalsekretär mit seinem Twitteraccount vorbei. Er stellt die absolut relevante Frage: „Was passiert mit Mitarbeitern, die von zu Hause #Mettbrötchen mitbringen? Personenschutz?" Antwort BMUB: Nein, die kriegen natürlich eine Abmahnung, wie sich das für eine richtige Behörde gehört! Steht zu befürchten, dass auch mit dieser formvollendeten Ironie nicht jeder Twitteruser umgehen kann. Könnte aber lustig werden, wenn weitere Politiker mit dem BMUB-Account, naja, "Beef haben".