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Ein Paradies für Radfahrer

Noch deutlich mehr Menschen würden das Auto stehen lassen und mit dem Rad fahren, wenn ihnen eine sichere und komfortable Wege-Infrastruktur zur Verfügung stünde. Das meint zumindest das Team Radbahn Berlin. Das Team aus acht Rad-Enthusiasten - darunter Architekten, Stadtplaner, Projektentwickler, Kulturmanager und PR-Berater - hat sich in den Kopf gesetzt, Berlins ersten weitgehend überdachten Radweg zu realisieren. Und zwar unter dem 120 Jahre alten Hochbahn-Viadukt der U1, unter dem heute ein bislang praktisch ungenutzter Weg entlang führt. Über fast neun Kilometer könnte der Radweg vom Bahnhof Zoo bis zur Warschauer Brücke führen und so Charlottenburg, Schöneberg, Kreuzberg und Friedrichshain verbinden. Den Ideengebern der „Radbahn U1" geht es aber um viel mehr als einen überdachten Radweg. „Dort, wo heute ein ungenutzter Weg verläuft oder Autos parken, könnte mit Hilfe einiger weniger kluge Interventionen schon bald ein nachhaltiger und lebendiger Transit-, Mikro-, Wirtschafts- und Sozialraum entstehen," schreiben sie auf ihrer Website.

Zwischenstopp im Radcafé

Entlang der Radbahn soll es Zonen geben, die zur Entspannung und zu einem Zwischenstopp einladen. Denkbar wären ein Ruhesteg am Kanal, ein Kaffee aufs Rad am Gleisdreieck oder ein Stopp im Biergarten zum Feierabend. Wenn der Reifen schlapp macht, kann man einfach in eine der Service-Stationen fahren, an denen kostenlos gepumpt, geflickt und geschraubt werden kann. Natürlich hätten Fahrradfahrer Priorität. Bei der ersten überdachten Radbahn Deutschlands soll das Tempo der Radfahrer die Ampelschaltung vorgeben. Sogar eine alternative Stromerzeugung wäre denkbar, so die Ideengeber: Die Energie für Anlagen und Licht auf der Radtrasse könnten aus druckempfindlichen Bodenbelägen kommen, die Bewegung in Strom umwandeln. Die Idee hat die Jury des Bundespreis Ecodesign überzeugt: „Dieses Projekt ist ein vorbildliches Beispiel dafür, wie in bestehenden aber bislang ungenutzten Ressourcen im urbanen Raum neues Potenzial erkannt und in ein ökofreundliches Gesamtkonzept eingebunden wird. Mit der Radbahn U1 kann ein Diskurs über die Attraktivität des Fahrradfahrens im Stadtverkehr in Gang gesetzt werden - diese Strecke in Berlin hat es besonders nötig," sagte Laudator Ferdinand Ulrich bei der gestrigen Preisverleihung.

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