Wenig ist in zersplitterten Zeiten so schwierig wie die Abgrenzung. Das ließ sich auch auf der diesjährigen Berlinale wieder feststellen: Warum beispielsweise die einen Filme als ausgewiesenes Kunstwerk in der outgesourcten Ausstellung „Antikino" des „Forum Expanded", andere überaus freie, experimentelle Werke hingegen im angedeuteten Gegenraum „Kino" gezeigt wurden, erschloss sich allenfalls exemplarisch.
Wie hält es also die Berlinale mit dem Kunstfilm gegenüber der Filmkunst? Der Auftakt der „Antikino: The Siren's Echochamber" war durchaus vielversprechend. Über die düstere Rampe ging es bergab in den Ausstellungsschlund im neuen Kulturquartier silent green, während zu Kopf eine neue Videoarbeit von Monira Al-Qadiri flimmerte und schimmerte (es geht um Perlen und Öl, ergo um Vergangenheit und Gegenwart der Golfstaaten). Politisch ging es weiter: Über die Verhunzung keiner anderen Flagge freut sich das weltweite Kunst- und Kulturpublikum wohl so wie über die der US-amerikanischen. James Benning filmte die Stars and Stripes während eines aufkommenden Hurrikans, zu Beginn noch völlig intakt bei blauem Himmel, am Ende des immerhin zweistündigen Videos hoffnungslos zerfetzt in bräunlich eingefärbter Apokalypse.
Einige sehenswerte Arbeiten wie die von Clarissa Thieme folgten, im Ganzen schien die Ausstellung künstlerisch aber eher unbestimmt, vielleicht belanglos. Wo wurden einige der interessantesten Kunstfilme, vom Epilepsie-gefährlichen Experimentalstreifen bis zum nervtötenden „DADDA - Poodle House Saloon" von Paul McCarthy, schließlich gezeigt? Im Kino. Wer sich selbst auf der Expanded-Ausstellung umsehen möchte, kann das in diesem Jahr erstmalig noch über die Filmfestspiele hinaus, bis zum 09.03.2019, tun. Allen anderen empfehlen wir hier einige neue Lieblingsfilme aus dem Programm.