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Warum ganz Instagram auf diesen Pool in Marokko abfährt | Urlaubsheld

Was hat es bloß mit diesem Pool in Marokko auf sich? Was als Instagram-Battle zwischen zwei Mädels begann, entpuppt sich für die Hotelbetreiber des Riad Yasmine in Marrakesch als willkommene PR-Aktion. Jeder will in ihrem Hotel ein Foto schießen. Doch der Reihe nach.
 

Wer ist hier die Copycat?

Das Social Web liebt abgedrehte Geschichten. So wie diese, die seit einigen Wochen die Gemüter von Instagrammern erregt. Eine unbekannte Frau reist der Travel-Bloggerin @gypsea_lust in der ganzen Welt hinterher, um ihre Fotos bis ins kleinste Detail zu imitieren. Dann lädt sie die Bilder in ihrem eigenen Instagram-Profil hoch und macht sich nicht mal Mühe, die Bildunterschrift zu ändern. So auch in einem Hotel in Marrakesch, Marokko. Auf den Fotos räkeln sich beide Frauen nahezu identisch beim Frühstück am Pool – gleicher Ort, gleiche Perspektive, gleiche Pose, sogar der gleiche Badeanzug.


Der berühmteste Pool Marokkos

Die Travel-Bloggerin heißt im wahren Leben Lauren Bullen, hat mehr als 897.000 Follower bei Instagram. Sie provoziert einen Aufschrei (“Copycat!”) gegen die vermeintliche Stalkerin, bevor sie ihrerseits selbst mit Fake-Vorwürfen konfrontiert wird (“Hoax!”). Angeblich soll sie die ganze Story nur vorgetäuscht haben, um mehr Follower für sich zu gewinnen. Bullen widerspricht, löscht aber den Originalbeitrag. Ausfindig machen lässt sich die besagte Diana bislang nicht


Wer auch immer Recht hat: Das Hotel freut sich. Das französische Pärchen Gabriel Paris und Alice Tassery leitet das Riad Yasmine in Marrakesch. Seit Bullens Pool-Post und dem öffentlichen Bashing können sich die Betreiber vor Anfragen kaum retten. Mehr als 100.000 Leute haben Bullens Original-Post bei Instagram geliket – und zahlreiche Nachahmer angezogen. Bei Instagram geht das Bild ab durch die Decke. Alle wollen Urlaub im Riad Yasmine machen und ein Fotos mit DEM wohl berühmtesten Pool von Marokko haben!


Warum ein Foto machen, das schon Tausend Leute vor dir haben?

Tassery schätzt, dass seit der Aktion mehr als 80 Prozent mehr Gäste gekommen sind als vorher, weil die Leute das Pool-Bild bei Instagram oder Pinterest gesehen haben. Und die Travel-Blogger stehen Schlange - was selbst den Betreibern nun zu viel wird. Momentan würden sie monatlich zwei bis drei Blogger beherbergen. "Mehr geht nicht", sagt Tassery dem Magazin Mashable. Schließlich habe das exklusive Hotel nur sieben Zimmer und die anderen Gäste wollten "ihre Privatsphäre" - und natürlich "ihr eigenes Foto an dem Pool".


Bleibt nur eine Frage: Warum sind alle eigentlich so scharf auf ein Foto, was schon Tausende vorher gemacht haben?


Anhalten des Streams im Kopf - für einen Moment

Tassery glaubt, dass es am markanten Bodenmuster des Pools liegen könnte. Das Mosaik zeigt ein altes Schriftzeichen der Berbersprache, was so viel heißt wie "freier Mann" und auch die Flagge des Volkes ziert. "Das Symbol macht den Charme des Hotels aus", sagt Tassery. Es unterstreicht das spirituelle Ambiente dieses einzigartigen Innenhofs, der mit seinen orientalischen Kacheln, den üppigen Palmen und dem Wasser fast wie ein Ort aus einer anderen Welt wirkt. Ein Ort der Meditation, der Ruhe, des Innehaltens.


Vielleicht ist es einfach diese Sehnsucht nach einem Ort wie diesem. Wer würde nicht gerne einmal da am glasklaren Wasser sitzen, die Beine und die Seele baumeln lassen und dabei frische Datteln zum Frühstück essen! Alle Alltagssorgen scheinen hier weit weg, alle Tabs im Kopf sind geschlossen und der kontinuierliche Stream des Social Webs kommt hier für einen Moment zum Erliegen.


Und doch wollen die meisten Menschen diesen Moment nicht ganz für sich alleine behalten, sondern mit anderen teilen. Der Instagram-Virus lässt einen nicht los. Denn ganz nebenbei ist der Pool einfach der absolute Hingucker, der neidische Blicke der Follower garantiert. Auf deiner Instagram-Seite würde sich ein Foto davon sicher auch gut machen, oder?

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