Eminems neues Album will Konzeptmusik im Halbschatten sein, wird aber durch platte Provokation beschädigt.
"Der Tod einer schönen Frau ist ohne Zweifel das poetischste Thema der Welt." Diese Behauptung stammt nicht von Eminem, sondern von Edgar Allan Poe. Sie ist sehr bedenklich, aber zumindest lässt sich die weite kulturelle Streuung des Topos nicht leugnen. So hat wohl jeder, der die ersten Sekunden von Eminems Album „Music to Be Murdered By" (Shady/Interscope) hört, die berühmte Duschszene in Alfred Hitchcocks „Psycho" vor Augen, in der Marion Crane grausam von Norman Bates erstochen wird.
Die Klangkulisse in Eminems „Premonition - Intro" ist die gleiche, nur dass hier nicht die Dusche läuft, sondern die Grillen zirpen. Gut, verstanden: Es wird beiläufig-brutal. Auf dem Cover ist Eminem als Totengräber-Gentleman mit rostiger Schaufel zu sehen. Warum gleich zu Beginn eine Frau gemeuchelt werden muss, ist dennoch nicht ganz klar. Es ist natürlich ein Schockeffekt - das Messer, die Schreie, man kennt das aus Eminems Song „Kim", in dem er vor zwei Jahrzehnten über die Ermordung seiner damaligen Ehefrau phantasierte. Und es ist ein Einholen vermeintlicher poetischer Tiefe via Hitchcock und Poe. Ersterer brachte 1958 ein Album gleichen Titels heraus und wird hier mehrmals gesampelt. (...)
24. Januar 2020.
Zum Original