Da stehen sie, um Dolly Parton geschart, irgendwo backstage beim Newport Folk Festival, und singen fünfstimmig „Eagle When She Flies". Im Hintergrund wischt sich Jason Isbell, betroffen von solcher Stimmgewalt, eine Träne aus dem Gesicht. Zu sehen ist das auf einem Twitter-Video, hochkant gefilmt, anscheinend spontan. In Partons Song geht es um eine kaleidoskopische Frau, Lover und Mutter, Freundin und Ehefrau, die austeilen kann sowie einstecken, kurz: die eher alles ist als nur eines. „She's a sparrow when she's broken", singt Parton: „But she's an eagle when she flies".
Von dort ist es nicht weit zum bemerkenswerten Debütalbum der Highwomen, einer von Brandi Carlile, Maren Morris, Amanda Shires und Natalie Hemby gegründeten Supergroup. Schon der Titelsong, „Highwomen", handelt von der Pluralität des Frauseins, erzählt aus ungleichen historischen Perspektiven. Eine in Salem für Hexerei hingerichtete Frau berichtet von ihrem Schicksal; eine aus Honduras durch die mexikanische Wüste geflüchtete Mutter; eine Bürgerrechtlerin im Frühling 1961. Jede dieser Geschichten läuft auf dasselbe Fazit hinaus: Ich habe mein Leben gelassen und bin doch lebendig.
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11. November 2019.
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