Auf dünnen Absätzen stöckelt
sie über die Bühnenbretter, wie andere nur in Wanderschuhen:
Entschlossen, und energiegeladen. So präsentiert sich Malina Moye am
Montagabend gut gelaunt im Colos-Saal. Mit ihrem dritten Album »Bad as I
wanna be« ist die 35-jährige US-Amerikanerin zu Gast in Aschaffenburg
und zeigt ihre Qualitäten als virtuose Gitarristin, stimmgewaltige
Sängerin und vor allem als geborene Entertainerin.
Mit rund 60 Zuschauern, fast nur Männern mittleren und
gehobeneren Alters, ist noch viel Platz im Saal. Doch das nimmt die
Künstlerin, die auch modelt und schauspielert, professionell. Ihr
Repertoire aus Rock, Funk und Soul, das die Wahl-Kalifornierin mit einer
vierköpfigen Band im Gepäck hat, ist ungewöhnlich wie vielseitig. Zu
der Mischung dieser drei Musikstile, sagte Moye einmal in einem
Interview: »Das ist meine DNA«, und weiter: »Ich möchte eine Balance
erreichen, die sich für mich gut anfühlt«. Dass sie als Linkshänderin
ihre mintfarbene Fender Stratocaster dann noch »upside down«, also
sozusagen falsch herum - ähnlich wie Jimi Hendrix - spielt, sei nur am
Rande erwähnt.
Fast jeden neuen Schrei, den sie gekonnt auf der
Gitarre erklingen lässt, inszeniert Moye mit einer ausladenden Grimasse,
mal mit geöffneten, mal mit geschlossenen Augen, vermeintlich
schmerzverzerrt oder breit grinsend. Und der Rock-Funk-und-Soul-Mix
gelingt den Musikern. Während die vier jungen Herren am Bass, Keyboard,
Schlagzeug und an der zweiten Gitarre zunächst cool und gelassen die
ersten Soul- und Funkstücke anstimmen, wird es nach einer Handvoll Songs
hart und rockig und der einer oder andere kommt mehr aus sich heraus.
Das männlich dominierte Publikum taut durch die Animationen der
energischen Frontfrau auf. Verzückt und schmachtend schauen die
Zuschauer der Musikerin in ihrem engen lila-glitzernden Einteiler und
Netzstrumpfhose zu, wie sie über die Bühne fegt. Ein Jungbrunnen
scheinen Musik und Erscheinungsbild der Künstlerin für manche zu sein.
Die wiederum sieht aus, als würde sie die ungeteilte Aufmerksamkeit in
vollen Zügen genießen. Anerkennende Jauchzer sind ab und an zu hören,
die lautesten in einer Kunstpause während eines Stückes: Alle
Instrumente schweigen. Die Protagonistin schaut sekundenlang stumm, wie
eingefroren, an die Decke, bevor der Rocksong weiter geht.
In Ohio wurde Moye 1984 in eine Musiker-Familie hineingeboren und hat
dort wohl auch schnell ihre Lust am Unterhalten entwickelt. Umgezogen
nach Minnesota gründete sie mit ihren Eltern und den beiden Brüdern die
erste Band »Les Moyes«. Moyes Mutter spielt Schlagzeug und singt -
früher unter anderem als Background-Sängerin von Tina Turner. Der Vater
ist Bassist und per du mit Sänger Prince. So lernte die kleine Malina
früh bekannte Musiker-Persönlichkeiten kennen und bekam mit neun Jahren
die erste Gitarre von ihrem Papa in die Hand gedrückt. Beim Konzert im
Colos-Saal rückt sie ihr Saiteninstrument immer wieder mit ausgedehnten
Soli in den Vordergrund.
Am Ende des Konzertes kündigt sie eine Rückkehr an und
fordert auch die Zuschauer auf wiederzukommen. Dabei ist dann doch
rauszuhören, dass sie sich etwas mehr Publikum gewünscht hätte. Denn
Moye sagt: »Make sure you bring a friend«. Jeder soll beim nächsten Mal
noch einen Freundin oder Freundin mitbringen. Die Entertainerin hat ihre
Sätze drauf.