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Der „Sinatra des Blues“ – ein Nachtrag zum 80. Geburtstag von Bobby Bland

Bland kann den Blues elegant wie ein Jazzsänger phrasieren – und dabei so unterkühlt sexy klingen, als ob er eine Cool-Ästhetik des Blues entwickeln wollte. Der andere, im Hintergrund stets lauernde Pol von Blands Ausdrucksskala hat mit seiner Fähigkeit zum ekstatischen Ausrasten zu tun: Er lässt seine Stimme, die eben noch „cool“ klang, so überwältigend explodieren als ob plötzlich der Heilige Geist in ihn gefahren wäre.

Diese Ekstase des Gospel war Bland von Kindheit an vertraut. Zu seinem Markenzeichen wurde sie jedoch erst, nachdem er sich nach einer Mandeloperation – irgendwann zwischen „Farther Up the Road“ (1957) und „Little Boy Blue“ (1958) – als Sänger neu erfinden musste: Die hohen Falsett-Töne seiner frühen Aufnahmen traf er nicht mehr, seine Stimme war tiefer geworden. Als neues Stilmittel legte er sich etwas zu, was er bei C. L. Franklin, dem Vater von Aretha Franklin, kennen gelernt hatte: Den „Squall“. Niemand hat diesen Gospel-Schrei des Bobby Bland, Ausdruck von größter Gefühlsintensität und Spannung, treffender beschrieben als Sean Elder (http://www.salon.com/people/bc/2000…): „Ein nervöses Zucken der Stimme, halb Schrei, halb Räuspern, das wie das Vorspiel zu einem Herzstillstand klingt.“

Die besten Aufnahmen des Sängers mit dem „Squall“ entstanden für Duke Records. Dort regierte Don Robey, einer der gerissensten, fragwürdigsten und erfolgreichsten Produzenten der Blues- und Soul-Geschichte, der sich unter dem Namen Deadric Malone ein Leben lang die Urheberrechte zu mehr als 2.500 Songs unter den Nagel riss. Für Bland machte das jedoch keinen Unterschied – der Sänger schrieb keine Songs.


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