Sinatra sang nicht nur gern. Für den Mann, der sich in einem Interview einmal als einen «18-karätigen Manisch-Depressiven» mit einer Veranlagung zu übergrosser Freude und übergrosser Traurigkeit bezeichnet hat, war Singen lebensnotwendig. Es war das beste Antidepressivum. Wenn Sinatra sang, war er mit sich im Reinen, was er im Leben oft nicht war. Wenn er sang, kanalisierte er Gefühle, die er im Leben oft nicht kontrollieren konnte. Wenn er sang, tat er das, was er im Leben angeblich nie getan hat: sich entschuldigen, Busse tun, Reue zeigen, ein besserer Mensch sein als Sinatra, dieser Womanizer, prügelnde Journalisten-Schreck, komplexbehaftete Egomane und Mafia-Freund.
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