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Italien - Spanien: Das ist für dich, Spina!

24 Mannschaften treten bei der Fußballeuropameisterschaft an. Für jede hat eine Redakteurin oder ein Autor von ZEIT ONLINE oder DIE ZEIT die Patenschaft übernommen. Unsere EM-Paten begleiten ihr Team durchs Turnier und schreiben persönliche Spielberichte.

Am Wochenende waren wir mit meinem italienischen Cousin am Meer. Im pipiwarmen Wasser planschten die bambini, ein bagnino, ein Bademeister in schwarzem Badeslip und rotem Rettungsmuskelshirt, plauschte von seinem Hochsitz aus mit ein paar ragazze und hinter uns an der Strandbar wurde ein ghiacciolo, ein Wassereis am Stiel, nach dem anderen bestellt. Da sagte dieser Cousin doch relativ unvermittelt, er habe beim Belgien-Spiel fast mit Leonardo Spinazzola weinen müssen. Ich sagte, ich auch, fast.

Der vielleicht beste Spieler des Turniers, sicherlich der bis dahin beste Spieler , musste einen Abend davor nämlich in der 79. Minute im Viertelfinale der Partie Italien gegen Belgien unter Tränen auf einer Trage vom Platz gebracht werden. Kurz zuvor setzte er zu einem Sprint an, die Achillessehne, das erfuhr man später, riss. Spina, ausgerechnet Spina! War seine EM nicht ein Traum? So richtig kannte ihn ja niemand vor der Europameisterschaft und dann zog er im Trikot der Azzurri plötzlich an Gegenspielern vorbei wie ein Frecciarossa-Zug am Bahnhof Poggibonsi. Danach lachte er manchmal, das war ja einfach, Schubidubi, der schnelle Spinazzola.

Das Halbfinale gegen Spanien, so sagten einige Spieler und Italiens Trainer Roberto Mancini versprach es gar, werde man für ihn gewinnen. Nur ist für Italien so etwas wie Italien für Deutschland: ein Angstgegner. Spätestens seit dem EM-Finale 2012, Italien verlor vier zu null, peinlich. Deshalb, und das ist jetzt wirklich clever, schrieben einige Zeitungen vor dem Spiel, Italien sei jetzt einfach Spanien. Schließlich spielte man bisher, wie die besten spanischen Nationalmannschaften spielten, etwa 2012: dominant im Mittelfeld, den Ball hin- und herstupsend und dann irgendwann, wenn es zeitlich denn passt, ins Tor stupsend. Xavi und Iniesta, äähhh, Verratti und Jorginho passen in den ersten Minuten sanft. Olé, Italia!


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