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Türkei - Italien: Tutto molto okay!

24 Mannschaften treten bei der Fußballeuropameisterschaft an. Für jede hat ein Redakteur oder Autor von ZEIT ONLINE oder DIE ZEIT die Patenschaft übernommen. Unsere EM-Paten begleiten ihr Team durchs Turnier und schreiben persönliche Spielberichte.

Türkei - Italien 0:3 (0:0)

Dass es ein guter Tag werden würde, war schon morgens klar. Florenz, etwa neun Uhr, eine Bar an einer Straßenecke: Draußen zwei wacklige Tischchen, Cappuccini, Gehupe, Cornetti. Drinnen, an den Tresen angelehnte Menschen und gegen das Geräusch des Milchaufschäumers angeschriene Buongiorni. , da ist es wieder, verändert. Eine medizinische Maske hängt am Kinn und die Gazzetta dello Sport, Italiens wichtigste Tageszeitung für Sport und an manchen Tagen auch einfach Italiens wichtigste Tageszeitung, liegt blau in der Bar herum, statt rosa, wie sonst immer. " Siamo tutti Azzurri!", ist die Zeile und auch wenn die Übersetzung dazu irreführenderweise "Wir sind alle blau!" lauten könnte, die Titel der Zeitung treffen die Stimmung der Tifosi im Land doch oft ganz gut.

Die Stimmung ist außergewöhnlich. Natürlich, wegen der Pandemie. Nationaltrainer Roberto Mancini richtete sich in einem Brief, der auf seiner Website und in der blauen Gazzetta gestern veröffentlicht wurde, an das Land: " Cara Italia", schreibt er, die Spiele der Nationalmannschaft seien Momente der Einheit von Millionen Italienerinnen und Italienern. Die Mannschaft übernehme Verantwortung, werde jede Minute ehren und die Spieler werden gleichzeitig so unbeschwert auf den Platz gehen, wie Kinder, die gerade erst das Fußballspielen erlernen. Und dieser Vergleich ist nicht einmal schlecht. Selten herrschte so viel Konsens zu einer italienischen Nationalmannschaft und ihrem Trainer. Nie zuvor hatte Italien so wenig zu verlieren.

Roberto Mancini hat die Spielweise des Teams - keine Übertreibung - leise revolutioniert: Italien soll schön spielen, hoch stehen, über außen angreifen, nicht nur lauern und solide verteidigen, Partien nicht mehr mit List 1:0 gewinnen, sondern mit Lust 3:0, wie im überzeugenden Eröffnungsspiel der Europameisterschaft gegen die Türkei. An einem Abend, an dem das einzig Unschöne die weißen Auswärtstrikots sind, die aussehen, als wären sie lediglich fürs Aufwärmen konzipiert worden. Sonst, man kann es aus italienischer Sicht nicht anders sagen: tutto molto okay!

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