Lola für Demokratie in MV setzt sich für demokratische Kultur, Geschlechtergerechtigkeit und eine gendersensible Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus ein. Lola für Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern initiiert, fördert und unterstützt geschlechterreflektierende Projekte für demokratische Vielfalt. Eine geschlechterreflektierende Perspektive hilft sowohl diskriminierenden und rechtsextremen Vorstellungen im Bereich Geschlecht und Sexualität vorzubeugen, als auch die Geschlechterrollen innerhalb rechtsextremer Strukturen zu analysieren. Wir sehen, nicht zuletzt angesichts aktueller politischer Entwicklungen und dem erstarkenden Rechtspopulismus einen großen Bedarf, geschlechterreflektierende Ansätze in der Extremismusprävention zu stärken und Rechtsextremismus als Angriff auf geschlechtliche und sexuelle Vielfalt zu verstehen. Umgekehrt bedeutet dies für die Präventionsarbeit, Rechtsextremismus nicht als ein "männliches" Phänomen wahrzunehmen, sondern rechtsextreme Frauen als Akteur*innen der Szene ernst zu nehmen und in Analysen einzubeziehen. Rechte Frauen werden in der Präventionsarbeit häufig vernachlässigt oder aufgrund sexistischer Zuschreibungen unterschätzt und als ungefährlich eingestuft. Dabei wirken rechtsextreme Frauen weit in alle Teile der Bevölkerung hinein. Sie sind in rechten Parteien aktiv und in rechtsextremen Strukturen organisiert. Dabei werden sie gerade aufgrund sexistischer Unterstellungen häufig weniger ernst genommen und ihr Gefahrenpotential unterschätzt. So werden Taten der Neonazi Szene übersehen und rechten Frauen Zugang in verschiedene gesellschaftliche Zusammenhänge ermöglicht. So gelangen zunehmend aktive rechtsextreme Frauen, durch scheinbar unpolitisches soziales Engagement in Vereine, Elternbeiräte oder in Kitas und tragen darüber rechte Geschlechter- und Familienbilder und ihre rassistischen und antisemitischen Überzeugungen in Bildungs- und soziale Einrichtungen. Nicht selten sind lokale Akteur*innen davon überfordert, wenn bekannt wird, dass die Mitarbeiter*in auch in der rechtsextremen Szene aktiv ist und es wird kaum oder gar nicht reagiert. Das führt zu einer Normalisierung dieser Positionen und wird - gerade im ländlichen Raum wo zivilgesellschaftliche Akteur*innen fehlen, als legitime Kritik angenommen. Um diesen Bewegungen entgegen zu wirken, ist es von zentraler Bedeutung demokratische geschlechtersensible Akteur*innen zu stärken und sie in ihrer Arbeit im ländlichen Raum, gegen rechte Strukturen zu unterstützen.
Jenseits der Präventionsarbeit arbeitet Lola aktiv gegen Rechts durch die Stärkung eben jener zivilgesellschaftlicher Akteur*innen. Mit dem Modellprojekt " un_sichtbar - Lesben, Schwule und Trans*Personen in Mecklenburg-Vorpommern" stärkt Lola für Demokratie in MV aktuell Empowermentprozesse von lesbischen, schwulen und trans* Akteur*innen im ländlichen Raum und arbeitet gegen die Unsichtbarkeit von lesbischen, schwulen und trans* Realitäten. Dabei wird auf geschlechtliche und sexuelle Vielfalt aufmerksam gemacht und die Erinnerungskultur vor Ort gestärkt und so lokale Akteur*innen mit ihrer Expertise im ländlichen Raum sichtbarer. Wir wollen so Akteur*innen die aktiv für eine demokratische geschlechtergerechte Gesellschaft eintreten, stärken und die gegenseitige Unterstützung ausbauen. Lesben, Schwule und trans* Personen sind immer schon Teil der Gesellschaft, - jedoch unterschiedlich sichtbar, erinnert und akzeptiert. Einige waren in sozialen Bewegungen aktiv, wie der Frauenbewegung oder im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Zugleich werden sie auch immer wieder stigmatisiert, ausgegrenzt oder sogar verfolgt und getötet. Auch heute noch prägen Homo- und Transfeindlichkeit das Leben von Menschen, die sich jenseits heterosexueller Beziehungskonzepte und geschlechtlicher Eindeutigkeiten bewegen. Eine öffentliche Auseinandersetzung damit findet jedoch kaum statt. Der Verein Lola für Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern möchte dies mit einem landesweiten Modellprojekt ändern. Mit dem Modellprojekt un_sichtbar nimmt Lola die Lebenserfahrungen von Schwulen, Lesben und trans* Personen aus Mecklenburg-Vorpommern in Geschichte und Gegenwart in den Blick. Es geht dabei um Lebensentwürfe, Gestaltungsräume und Erfahrungen im Alltag, wobei ein besonderer Fokus auf der Frage nach Handlungsspielräumen und Widerständigkeiten gegenüber Diskriminierung und Gewalt liegt. Welche Perspektiven, Wünsche und Träume haben Menschen aus Mecklenburg-Vorpommern, die gleichgeschlechtlich oder trans* leben und lieben? Wie werden sie gesellschaftlich wahrgenommen? Wird heute an Menschen erinnert, die aufgrund ihrer (vermeintlichen) Homosexualität von den Nationalsozialist*innen verfolgt und ermordet wurden? Wie war die Situation in der DDR? Wie haben Menschen, damals und heute, Widerstand gegen Homo- und Transfeindlichkeit organisiert?
Empowerment als Demokratieförderung bedeutet in der praktischen Arbeit für Lola für Demokratie in MV, Menschen selbst zu Wort kommen zu lassen, sie in ihrer Expertise wahrzunehmen und als Multiplikator*innen einzubinden. Empowerment heißt dabei ganz besonders auch jungen Menschen einzubeziehen und sie zu stärken. Die Ausstellung Wir* hier! Lesbisch, schwul und trans* zwischen Hiddensee und Ludwigslust wurde in einem partizipativen Prozess recherchiert und gestaltet. Die Archivrecherchen und Interviews wurden von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus verschiedenen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns durchgeführt; begleitet und angeleitet wurden sie dabei von Historiker*innen. Anschließend wurden die Recherchen ergänzt, redigiert und gerahmt. Entstanden ist eine lebendige Ausstellung in der uns Menschen und ihre Geschichten begegnen. Die Ausstellung lädt dazu ein, sich mit dem Lebensalltag, der Diskriminierung und Verfolgung von lsbt* Personen, mit ihren Überlebensstrategien, Kämpfen und ihrem Alltag in der Region des heutigen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern zu beschäftigen: Von der Zeit des Kaiserreichs bis in die Gegenwart. Im Zentrum der Ausstellung stehen einzelne Biographien und Porträts, also greifbare Individuen, denn in der Ausstellung kommen lesbische, schwule und trans* Personen in Interviews und Audiobeiträgen, durch die Reproduktion von Schriftstücken, Gemälden und Flyern, selbst zu Wort.
Lebenswirklichkeiten, Alltag und Überlebensstrategien sichtbar machen ist auch Ziel unserer Expertise "Ich hab mich normal gefühlt, ich war ja verliebt, aber für die andern ist man anders" Homo- und Trans*feindlichkeit in Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist die erste umfangreiche Studie zum Thema Homo- und Trans*feindlichkeit für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Lebensgeschichtliche Interviews bieten einen selbstbestimmten Einblick in Alltagserfahrungen von Lesben, Schwulen und trans* Personen. Sie legen eine Vielzahl von Diskriminierungserfahrungen, aber auch Widerständigkeiten und Gegenstrategien der Betroffenen offen. Ein weiterer Schwerpunkt der Expertise liegt auf dem Bereich Schule - hier erfahren gerade lesbische, schwule und trans* Jugendliche häufig Diskriminierung und Ausgrenzung. Umso wichtiger ist es aus Empowermentperspektive, Personen zu Wort kommen zu lassen die von ihren Überlebensstrategien, Lebensentwürfen und Perspektiven sprechen und so Andere stärken.
Im Jahr 2019 touren wir mit der Ausstellung "WIR* HIER! Lesbisch, schwul und trans* zwischen Hiddensee und Ludwigslust" weiter durch Mecklenburg-Vorpommern - so wird die Ausstellung beispielsweise in Bad Doberan, in Greifswald oder Wismar zu sehen sein. Wir organisieren in Kooperation mit Qube - einem queeren Bildungs- und Antidiskriminierungsnetzwerk aus Greifswald - pädagogische Begleitung für Schulen und Jugendeinrichtungen, sind aktiv in lokalen Vernetzungstreffen und stärken durch Öffentlichkeitsarbeit die Sichtbarkeit lesbischen, schwulen und trans* Lebens und Wirkens in Mecklenburg-Vorpommern weiter und bringen so geschlechterreflektierte Arbeit für eine demokratische Gesellschaft im ländlichen Raum voran!
Beitrag im Newsletter Nr. 23 vom 15.11.2018
Für den Inhalt sind die Autor*innen des jeweiligen Beitrags verantwortlich.
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