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Kroos und Ramos als Matchwinner, Ronaldo und Co. enttäuschen

Cristiano Ronaldo konnte sich gegen Neapel nicht entfalten (Getty)

Real Madrid ist dank Toni Kroos und Sergio Ramos zum siebten Mal in Folge ins Viertelfinale der Champions League eingezogen.

Toni Kroos war gerade der Hölle von Neapel entkommen, doch wirklich erleichtert wirkte er nicht. "Ich hatte das Gefühl, dass nur Neapel am Ball war, und das kann nicht sein. Wir sind Real Madrid!", echauffierte sich der Fußball-Weltmeister nach dem mühevollen 3:1-Sieg des Champions-League-Siegers beim SSC Neapel im Achtelfinal-Rückspiel bei Sky. 6:2 in der Addition, auf dem Papier eine klare Sache - aber dennoch herrschte gedrückte Stimmung.

Die Königlichen hatten über weite Strecken nicht geglänzt, standen nach dem Gegentor von Dries Mertens (24.) und einem Pfostentreffer des Belgiers (38.) sogar kurz vor dem K.o. "Neapel war das bessere Team", bekannte auch Kroos. Und tatsächlich hatten sich die Hellblauen vor 56.695 Zuschauern im ausverkauften Hexenkessel Stadio San Paolo regelrecht in einen Rausch gespielt. Selbst Napoli-Trainer Maurizio Sarri benötigte in der Pause eine Beruhigungszigarette.

Erst durch den doppelten Auftritt von Kroos und Kapitän Sergio Ramos beendete der Titelverteidiger alle Zweifel am siebten Viertelfinal-Einzug in Folge. Ecke Kroos, Kopfball Ramos, Tor. So lautete das Drehbuch zweimal binnen sechs Minuten (51., 57.), beim 2:1 fälschte Mertens den Ball unglücklich ins eigene Tor ab. Der Schlusspunkt durch Álvaro Morata (90.+1) war letztlich nur Beiwerk.

Reals gefürchteter Angriff enttäuscht

Während Angreifer Lucas Vázquez schon von "fünf Spielen bis zur Titelverteidigung" sprach, wussten Strippenzieher Kroos und Trainer Zinédine Zidane, dass im Viertelfinale eine deutliche Leistungssteigerung her muss. Vor allem das BBC-Trio im Sturm, Weltfußballer Cristiano Ronaldo und seine Adjutanten Gareth Bale und Karim Benzema, wirkten wie Fremdkörper.

Die Statistiker zählten insgesamt nur sieben Pässe zwischen den Ausnahmefußballern im Sturm, Ronaldo und Bale spielten sich den Ball kein einziges Mal zu. Vor allem Bale half auch in der Defensive nur sporadisch mit. Zidane wollte von einer Einzelkritik am Waliser aber nichts wissen: "Ich stimme nicht zu. In der ersten Halbzeit hat niemand gut gespielt."

Eine Leistungssteigerung muss her

Gegen die wirklich großen Mannschaften Europas braucht Zidane seine drei Galaktischen wieder in Höchstform. Auch wenn der einstige Weltklassespieler richtigerweise erkannte, dass Standardsituationen ein "Teil des Spiel" sind: Er wird sich nicht darauf verlassen können, dass stets ein Ramos als Heilsbringer durch die Luft fliegt. Real muss als Team geschlossener auftreten, sollte gegen die Topteams auch nicht erneut elf Torschüsse zulassen wie allein in der ersten Hälfte in Neapel.

Die spanische Sportzeitung Marca behauptete indes, dass das Real Madrid vor der Ankunft José Mourinhos als Trainer im Jahr 2010 in einem solchen Spiel in sich zusammengebrochen wäre. Doch nach sechs Achtelfinal-Niederlagen in Folge hatte Mourinho den Madrilenen ganz spezielles Gen eingeimpft, seitdem sind sie auch unter Zidane ein Abonnent auf das Halbfinale.

Real kann nach wie vor als erster Klub den wichtigsten Titel im europäischen Vereinsfußball zum zweiten Mal hintereinander gewinnen. Notfalls auch dank Kopfball-Ungeheuer Ramos.

(sid)

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