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David Wagner: Klopp 2.0

Beim Freundschaftsspiel zwischen Liverpool und Huddersfield Town treffen David Wagner (r.) und Jürgen Klopp aufeinander. Foto: imago/BPI

Einst betreute David Wagner die U23 von Borussia Dortmund und folgte dem Stil von Jürgen Klopp. Nun ist er in England Cheftrainer einer Profimannschaft - und zettelt seine eigene Revolution an.

Jürgen Klopp ist nicht nur Teammanager des FC Liverpool, er gilt auch als Vater des Gegenpressing. Hohe Laufbereitschaft, schnell attackieren und dann mit Zug zum Tor. Sein bester Freund David Wagner soll mit diesem Modell den englischen Fußball-Zweitligisten Huddersfield Town zu neuen Erfolgen führen. Der Klub verspricht nichts anderes als eine Revolution.

"Huddersfield Town ist zwar ein kleiner Verein, geht aber für englische Verhältnisse ganz neue Wege", sagte Wagner im Interview bei Spox, "ich fand die Idee wahnsinnig spannend." Vergangenes Jahr installierten sie erstmals einen Sportdirektor und fragten dazu den ehemaligen Stürmer, ob er die Idee des Fußballs, den Borussia Dortmund spielt, auch in Englands zweiter Liga durchsetzen kann.

Dieser Weg ist eng verknüpft mit Jürgen Klopp. Beide spielten schon in den Neunzigern zusammen bei Mainz 05, teilten sich ein Zimmer, wurden beste Freunde. "Es war Liebe auf den ersten Blick", sagt Wagner und lacht. Er wurde Klopps Trauzeuge, Klopp ist Taufpate von Wagners Tochter. Auch fußballerisch sind beide auf einer Wellenlänge. Daher verwunderte es nicht, dass der vier Jahre jüngere Wagner 2011 Dortmunds zweite Mannschaft übernahm, während Klopp Trainer der Profis war.

Im Oktober beendete Klopp seine kurze Schaffenspause und wurde Teammanager des FC Liverpool. Wagner wollte weiter beim BVB bleiben, doch einen Monat später folgte auch er dem Ruf aus England. Erstmals ist er nun Chef an der Seitenlinie.

Der erste ausländische Teammanager in 108 Jahren Vereinsgeschichte führte eine zweite Trainingseinheit am Tag ein, lässt seine Mannschaft vor Auswärtsspielen im Hotel übernachten. In Deutschland gängige Praxis, in Huddersfield jedoch unüblich. Mit deutschen Spielern wie Chris Löwe oder Elias Kachunga lässt er auch den Klopp'schen Fußball spielen - und die Anhänger der Blau-Weißen lernten das Wort Gegenpressing.

Doch Wagner ist nicht nur Trainer, er ist das Gesicht des Klubs. Es prangt auf T-Shirts und auf der Werbung für die neuen Dauerkarten. Der Star ist nicht das Team, sondern der Trainer. "Ich denke, das ist Teil meines Jobs", sagt der 44-Jährige ganz zurückhaltend. "Außerdem hat mich niemand gefragt, ob man mit meinem Gesicht für Dauerkarten werben kann."

Huddersfield wirbt jedoch nicht nur mit seinem Gesicht. Der Hashtag WagnerRevolution ist zum Sinnbild eines Wandels geworden, dem sich der ganze Verein unterzieht. Wagner verändert, erfindet neu, und der Klub findet es richtig gut.

Die vergangene Saison beendete Huddersfield nur auf Platz 19, elf Punkte vom Abstiegsplatz entfernt. Doch nun hat Wagners erstmals eine Sommervorbereitung, kann das Team nach seinen Wünschen formen. Der Optimismus zieht sich hin bis zu den Fans, die Atmosphäre im Stadion ist seit dem Winter deutlich besser geworden. Die angepeilte Marke von 11.000 Dauerkarten für die neue Saison wurde nur vier Tage nach Verkaufstart deutlich übertroffen - auch dank Wagners Gesicht und der #WagnerRevolution.

Von seinem besten Freund bekommt er Rückendeckung. Nach einem Testspiel gegen Liverpool sagte Jürgen Klopp kürzlich: "Hier wächst etwas zusammen, ich bin von nun an Fan." (sid)

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