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Bundesligisten im Ausland: "Nach der Tour ist vor der Tour"

Im letzten Jahr bereitete sich der FC Bayern in China auf die Saison vor (Getty Images)

Bayern München geht auf USA-Reise, Borussia Dortmund will Asien erobern, Schalke 04 ist gerade zurück aus China. Selbst der FSV Mainz 05 war in Amerika. Die Bundesliga-Vereine treiben ihre Internationalisierungsstrategie voran.

Am Montag fliegt Bayern München zu seiner strapaziösen PR-Tour in die USA, im Hintergrund wird schon längst weitergedacht. "Nach der Tour ist vor der Tour", lautet das Credo des FCB-Vorstands Jörg Wacker, der damit die künftige Marschrichtung vorgibt. Im Zuge der lukrativen Auslandsvermarktung sind die Bayern das Zugpferd der Bundesliga, doch auch andere Klubs verlassen den Kontinent.

Ehrgeizige Ziele im Ausland

"Grundsätzlich steht beim FC Bayern nicht die Vermarktung im Mittelpunkt, sondern der Fußball", sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge kürzlich im kicker und ergänzte: "Seit wir unser Büro in New York haben, wissen wir aus erster Hand, dass auch in den USA die Liebe zum Fußball immer größer wird." Und Liebe bedeutet in diesem Fall Geld, welches dem FC Bayern nicht entgehen soll.

Die Bundesliga erlöste in der vergangenen Saison 160 Millionen Euro im Ausland. Angepeilt sind mittelfristig 250 Millionen. Rummenigges Vorstandskollege Wacker sieht daher nicht nur die Bayern gefordert, sondern auch alle anderen Klubs: "Im vergangenen Sommer haben deutsche Vereine fünf Freundschaftsspiele im Ausland ausgetragen, davon drei der FC Bayern und zwei Borussia Dortmund. Die Vereine der Premier League kamen im selben Zeitraum auf mehr als 30 Partien", sagte der Experte für Internationalisierung. "Grundsätzlich müssen meines Erachtens alle Bundesliga-Vereine aktiver werden."

Schade: "Die Engländer sind alle auf Tour"

Ähnlich sieht es Michael Schade. "Die Engländer sind alle auf Tour, bei uns nur einige", sagte Bayer Leverkusens Geschäftsführer: "Ich kann nicht hoffen, dass die Amerikaner bei uns Schlange stehen, ich muss mich auch zeigen und meine Visitenkarte abgeben." Leverkusen hatte sein Winter-Trainingslager in Florida absolviert - ebenso wie Schalke 04.

In diesem Sommer sind die Bayern und Mainz 05 in den USA, zusätzlich besuchen Borussia Dortmund und Schalke 04 den zweiten großen Wachstumsmarkt: China. Für BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist diese Strategie der einzig richtige Weg. "Wir ergänzen uns in dieser Hinsicht gut mit den Bayern. Wenn ein großer Klub in die USA geht und ein anderer nach Asien, dann ist das für den deutschen Fußball in Gänze gut", sagte der 57-Jährige der Bild am Sonntag.

FC Bayern und BVB 2017 nach China

Selbstverständlich wissen die Verantwortlichen, dass ein mit zig PR-Terminen und tausenden Flugkilometern gespickter Trip aus sportlicher Sicht nicht optimal ist. Daher verwundert es nicht, dass Spieler und Trainer den Reisen kritisch gegenüberstehen. BVB-Coach Thomas Tuchel ist besorgt über den Jetlag, auch Bayern-Verteidiger Holger Badstuber findet die Reisen "kräftezehrend". Weltmeister Philipp Lahm bleibt zwar "am liebsten zu Hause", findet aber Gefallen daran, den FC Bayern in drei amerikanischen Städten zu repräsentieren.

Nach 2015 soll es für den FC Bayern 2017 wieder nach China gehen, danach dürfte erneut Amerika dran sein. Der BVB will im kommenden Jahr erneut nach Asien reisen, 2018 soll es dann in die USA gehen. Der Sommer steht bei den Branchenführern also klar im Zeichen des Marketings.

Im Winter dominieren derzeit noch klassische Trainingslager in wärmeren Gefilden. Die Bayern reisen fast schon traditionell ins lukrative Katar, viele andere Bundesligisten steuern das türkische Belek an. Aufgrund der politischen Unruhen in der Türkei dürfte sich allerdings auch hier einiges ändern. Womöglich treten sportliche Aspekte weiter in den Hintergrund. (SID)

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