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Bahrain bei Olympia: 20 Fremde sollt ihr sein

Adam Batirov - ein Name, der russisch klingt. Kein Wunder, Adam Batirov ist gebürtiger Russe, er stammt aus Chassavjurt an der Grenze zwischen Dagestan und Tschetschenien. Am vergangenen Wochenende nun hat sich der 31 Jahre alte Ringer für die Olympischen Spiele qualifiziert. Nur: Gewinnt Batirov in Rio Gold, wird er auf dem Siegerpodest nicht die Nationalhymne Russlands hören, sondern die von Bahrain.

Batirov war der insgesamt 20. Sportler, der sich für den Olympiakader Bahrains qualifiziert hat. Und keiner von diesen 20 Athleten ist in Bahrain geboren. Die meisten Leichtathleten stammen aus afrikanischen Ländern wie Äthiopien, Nigeria oder Kenia, treten aber für das 1,2-Millionen-Einwohner-Land am Persischen Golf an. Zufall, oder Teil eines großen Plans? Golfstaaten wollen endlich Erfolge

Bekannt ist, dass die reichen Golfstaaten sich auf der großen Bühne des Weltsports präsentieren wollen. Die Formel-1-Rennen in Bahrain und Abu Dhabi sind mittlerweile fester Bestandteil des Kalenders, Nachbar Katar besorgt sich regelmäßig Großevents wie die Weltmeisterschaften im Handball (2015) oder der Leichtathletik (2019). Oder den heiligen Gral, die Fußball-WM (2022). Auch mit den Olympischen Spielen soll es möglichst bald endlich klappen. Freundlicher Gastgeber zu sein reicht diesen Ländern aber nicht mehr - Erfolge sollen her!

Katar trieb das Phänomen der inflationären Einbürgerungen von Sportler erstmals im vergangenen Jahr bei der heimischen Handball-WM auf die Spitze. Die Stützen des Teams hießen Saric, Stojanovic, Capote, Vidal und Roiné, sie stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien, Kuba, Spanien und Frankreich. Die mit Legionären aufgepäppelte Mannschaft besiegte Deutschland im Viertelfinale und gewann letztlich Silber - der bislang größte sportliche Erfolg des Landes.

Katars Quote bei über 50 Prozent

Bei Olympischen Spielen hakt es bei Katar und Bahrain noch. Katarische Sportler haben bislang viermal Bronze gewonnen, beide Medaillengewinner von 2012 sind auch Kataris. Die einzige Bronzemedaille für Bahrain holte eine Läuferin aus Äthiopien. Der marokkanisch-stämmige Mittelstreckenläufer Rashid Ramzi gewann 2008 sogar Gold über 1500m - wurde jedoch positiv auf das Epo-Mittel Cera getestet.

Mit der neuen Großoffensive wollen die beiden Golfstaaten ihre dürftige Bilanz nun aufpäppeln. Bei Katar liegt die Quote fremder Athleten bei über 50 Prozent, bei den Vereinigten Arabischen Emiraten ist sie bei deutlich kleinerem Kader ähnlich hoch. Die Nachbarländer treiben es nicht so bunt: Bei Kuwait, Saudi-Arabien, Oman und Jemen finden sich bislang keine Athleten aus dem Ausland.

Man denke nur an Steiner

Einbürgerungen und Verbandswechsel gibt es auch in Deutschland. Der bekannteste dieser Art ist sicherlich Peking-Olympiasieger Matthias Steiner. Der Gewichtheber stammt aus Wien und bekam erst Anfang 2008 die deutsche Staatsbürgerschaft. Auch in anderen Disziplinen gibt es Athleten, die aus anderen Ländern stammen. Doch meist sind es gut begründete Einzelfälle, meist leben die Sportler schon einige Jahre in Deutschland. Eine groß angelegte Politik gibt es in dieser Hinsicht nicht.

Dass Adam Batirov nur wegen des guten Wetters oder der angenehm klimatisierten Hallen für Bahrain startet, ist eher unwahrscheinlich. Die Handballer Katars bekamen angeblich 100.000 Euro für jede gewonnene WM-Partie - pro Spieler. Auch die Scheichs aus Bahrain werden sicherlich nicht nur mit freier Kost und Logis locken.

(sid)

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