12 Abos und 10 Abonnenten
Artikel

Brasilien: Topmodel und Supermama

Zwischen Laufsteg und Wickelkommode: Brasilianische Topmodels wollen nicht auf Familie verzichten - doch nur die berühmesten schaffen den Spagat.

Was für ein wunderschönes Bild: Das brasilianische Topmodel Gisèle Bündchen bräunt ihren runden Bauch am Strand von Miami. "Endspurt! Gisèle genießt die letzten Tage ihrer Schwangerschaft", titelte im vergangenen Jahr die brasilianische Zeitschrift "Caras", als sie den Nachwuchs von Promipaar Bündchen und Tom Brady ankündigte.


Schwanger - warum nicht? Das deutsch-brasilianische Topmodel ist bereits zweifache Mutter, ihre jüngste Tochter Vivian kam im Dezember vergangenen Jahres zur Welt. Bündchen gehört zu der neuen Generation brasilianischer Models, die weder auf Kinder noch auf Karriere verzichten wollen. Im größten Land Lateinamerikas scheint dies möglich zu sein.


"Dem Kunden ist es egal, ob das Model Mutter ist, solange es professionell arbeitet", erklärt Deva Santos, Leiter der Model-Agentur "Mega Modelos" aus Rio de Janeiro. Allerdings klafft zwischen Theorie und Praxis eine große Lücke: "Ist das Model alleinstehend und hat keine Familie, die hilft, kann Nachwuchs die Karriere ins Stocken bringen oder beenden", räumt Agenturchef Santos ein.


Zwischen Laufsteg und Wickelkommode


Noch sind Kinder am Set - sowohl in der brasilianischen als auch in der internationalen Modelwelt - eine seltene Erscheinung. Gisèle Bündchen und Heidi Klum, Adriana Lima und Claudia Schiffer, sind die Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Der schwierige Spagat zwischen Laufsteg und Wickelkommode scheint ein Privileg von Topmodels zu sein - weltweit.


In Deutschland hat ihn Elischeba Wilde gemeistert. Auf ihrer Homepage berichtet sie von ihren Erfahrungen während der Schwangerschaft und ihrem Leben "mit Wonneproppen" Leon Tigran Emanuel Wilde. "Vor allem in den ersten drei bis vier Monaten während der Stillzeit war es sehr schwer", erinnert sie sich im Gespräch mit der DW. "Mir sind da auch Jobs verloren gegangen, bei Messemoderationen ging das gar nicht, meinen Sohn mitzunehmen".


In Brasilien genießen Models mit Kindern - wie Gisèle Bündchen und ihre erfolgreichen Kolleginnen Adriana Lima, Alessandra Ambrósio und Shirley Mallmann - mittlerweile Kultstatus. Millionen von Mädchen eifern ihnen nach und träumen davon, eine etwaige Karriere auf dem Laufsteg mit dem Familienleben vereinbaren zu können.


"Als unbekanntes Model auch Mutter zu sein, ist schwierig, aber nicht unmöglich", meint Agenturchefin Mônica Monteiro. Vor 20 Jahren entdeckte die Modelmutter Gisèle Bündchen. Von 1994 bis 2005 war ihre Agentur "Mônica Monteiro Agency" in Sao Paulo für die Buchungen der Deutschbrasilianerin zuständig. "Manchmal geben die Kinder den Müttern sogar besondere Kraft, wenn sie zum Beispiel das Geld für den Unterhalt alleine verdienen müssen", lautet ihre Erfahrung.


Erst Mutter, dann Model


Das 21-jährige brasilianische Topmodel Laís Ribeiro ist eine dieser starken Frauen. Als sie 2010 erstmals in der Victoria's Secret Fashion Show auftrat, war ihr Sohn Alexandre bereits eineinhalb Jahre alt. "Wenn Mädchen die Chance bekommen, Model zu werden, müssen sie ihre Kinder bei den Eltern zurücklassen", sagt Monteiro. Doch dafür lockt der soziale Aufstieg. Monteiro: "In Brasilien entspricht der Modelberuf für Mädchen dem männlichen Traum vom Fußballstar".


Die Angst vor fehlender Kinderbetreuung ist in Brasilien größer als die Furcht vor dem Verlust der Traumfigur. Schließlich unterliegen im größten Land Lateinamerikas nicht nur junge Mütter, sondern alle junge Mädchen dem weiblichen Schönheitsdiktat. "Die meisten Brasilianerinnen, die Nachwuchs bekommen haben, tun viel für ihren Körper", so Monteiro. "Ob Model oder nicht - sie wollen perfekt aussehen".


Perfekte Maße, perfektes Lächeln - der Modekonzern H&M hat Gisèle Bündchen für seine neue Herbstkollektion erneut zur Werbebotschafterin gekürt. Schon 2011 posierte die 32-Jährige für den schwedischen Konzern. Die Mama mit der Traumfigur hat bereits stolz mit ihrer Tochter vor der Kamera posiert.

Zum Original