Christina Schott

Journalistin, Südostasien-Analystin, Berlin

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Moderation

ruangrupa – Weg zur documenta 15

27.11.2019, Langgeng Art Foundation, Yogyakarta –

Als das Künstlerkollektiv ruangrupa im Februar 2019 als künstlerische Leitung für die documenta 15 berufen wurde, kam dies selbst für viele Insider überraschend: Zum ersten Mal kuratiert ein Kollektiv die größte Kunstausstellung der Welt, zum ersten Mal kommen die Kurator*innen aus Asien. Während deutsche Kunstschaffende und Medien sich erst einmal über ruangrupa informieren mussten, feierte die Kunstszene in Indonesien ihre Kolleg*innen schon für diesen Coup. Anfang November 2019 landete ruangrupa als Newcomer auf Platz 10 der viel beachteten Power-100-Liste der internationalen Art Review.

Um zu verstehen, wie es ruangrupa auf diesen internationalen Top-Level schaffen konnte, ist ein Blick in die Geschichte des Kollektivs nötig. ruangrupa wurde im Jahr 2000 gegründet mit dem Ziel, eine kritische Sicht auf aktuelle städtische Themen in Indonesien durch interdisziplinäre Kunstprojekte zu vermitteln – unter anderem mit Hilfe von Sozialwissenschaften, Politik, Technologie oder Medien. Über die Zeit hat sich ruangrupa zu einem zeitgenössischen Künstlerkollektiv entwickelt und gemeinsam mit Serrum und Hara Hara Graphic das Projekt GUDSKUL initiiert: ein Ökosystem für kontemporäre Kunst, das kollektive Studien ermöglicht – ein öffentlicher Lernraum, der die Werte Gleichheit, Teilen, Solidarität, Freundschaft und Zusammengehörigkeit fördern will.

Die ruangrupa-Mitglieder Ade Darmawan, Ajeng Nurul Aini und Narpati Awangga (Oomleo) berichten bei ihrer Präsentation am 27. November 2019 über die künstlerische Entwicklung des Kollektivs und des gemeinsamen Raums und nehmen zu ihren Plänen für die documenta 15 Stellung. Dabei geht es auch um die Frage , ob die indonesische Kunstszene durch ihren Erfolg künftig mehr internationale Aufmerksamkeit erhalten wird.

In der Pressemitteilung zur Berufung von ruangrupa als künstlerische Leiter der documenta 15, formulieren Farid Rakun und Ade Darmawan die Ziele des Kollektivs für die Ausstellung im Jahr 2022 wie folgt:
„Wir wollen eine global ausgerichtete, kooperative und interdisziplinäre Kunst- und Kulturplattform schaffen, die über die 100 Tage der documenta 15 hinaus wirksam bleibt. Unser kuratorischer Ansatz zielt auf ein anders geartetes, gemeinschaftlich ausgerichtetes Modell der Ressourcennutzung – ökonomisch, aber auch im Hinblick auf Ideen, Wissen, Programme und Innovationen.”

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„Weg zur documenta“ wird präsentiert von Inkubator Inisiatif, Jogja Interkultur und Goethe-Institut Indonesien mit Unterstützung von ruangrupa und Langgeng Art Foundation. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe Cropping Class von Inkubator Inisiatif, in der es um Perspektiven auf Raum, Kollektivität und Wissen im Bereich zeitgenössischer Kunst geht.

Foto: Hestu A. Nugroho