Krankenhauskeime sind heutzutage immer noch ein Problem. Besonders multiresistente Erreger wie MRSA sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene infizieren sich in deutschen Kliniken pro Jahr eine Million Patienten mit ihnen und bis zu 40.000 Menschen sterben daran. Ein Grund: unzureichende Hygiene. Aber wie kommt es dazu?
Gesundheit!trifft Peter Scholz. Vor zwei Jahren, nach einer OP im Krankenhaus, erfährt er: Er hat sich mit MRSA infiziert, einem lebensgefährlichen Keim.
Krankenhaushygiene: Risiko multirestitente Keime
Keime leben überallJeder Mensch trägt Keime auf der Haut, manche auch den Keim MRSA. Das ist an sich nicht gefährlich. Aber: Hat jemand eine Wunde oder einen Einstich, können die Keime in den Körper gelangen, zum Beispiel über nicht desinfizierte Hände. Es entsteht eine Infektion. Im Falle von MRSA kann diese sogar lebensbedrohlich werden.
Rückblick: Im Frühjahr 2016 liegt Peter Scholz nach einer OP im Krankenhaus. Anfangs kann er die Beine nicht mehr bewegen, er müsste regelmäßig gewendet werden. Doch das geschieht offenbar nicht im ausreichenden Maße. Er bekommt zwei Dekubitusgeschwüre, zwei wundgelegene Hautstellen. Sie sind ein mögliches Einfallstor für Erreger.
Wie genau Peter Scholz sich mit MRSA infiziert hat, ist unklar. Doch er und seine Frau haben eine Vermutung: mangelnde Krankenhaushygiene.
Immer wieder sei er vertröstet worden. Am Ende habe er fast drei Tage so dagelegen, so Peter Scholz' Vorwurf.
Klinikhygiene: Risikofaktor Personalmangel
In vielen deutschen Krankenhäusern herrscht Personalmangel. Während zum Beispiel in Holland Intensivpflegerinnen nur einen Patienten zu betreuen haben, sind es in Deutschland im Schnitt drei. Das muss zwangsläufig zu Lasten der Hygiene gehen. Auch der Internist Dr. Peter Walger sieht das so. Er ist im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene.
Genau darunter hatte, nach eigener Aussage, auch Peter Scholz zu leiden. Gesundheit! konfrontiert die Klinik mit seinen Vorwürfen. Die Antwort:
MRSA: gefährlicher Keim
Einen Kausalzusammenhang zur MRSA-Infektion sieht das Klinikum nicht, auch keine Versäumnisse in der Hygiene. Man schule sein Personal regelmäßig zu dem Thema, insbesondere bei der Händedesinfektion, heißt es in dem Schreiben weiter. Darin räumt das Krankenhaus aber ein:
Klinikhygiene: Ausreichend Mittel und Personal?
Es wäre aber falsch zu sagen, dass in deutschen Krankenhäusern hinsichtlich der Hygienemaßnahmen alles schlecht sei. Erika Voggesberger leitet die Klinikhygiene im St. Josef Krankenhaus in Regensburg. Sie kontrolliert auf ihrem täglichen Rundgang, ob die Hygienemaßnahmen eingehalten werden.
MRSA: Durch einen Schnelltest lässt sich innerhalb rund einer Stunde bstimmen, ob ein Patient diesen gefährlichen Keim auf der Haut trägt.
Am Krankenhaus St. Josef gibt es viele Bemühungen, um die Ausbreitung von Keimen zu verhindern. Zum Beispiel einen Schnelltest. Wird ein Patient eingeliefert, der zur sogenannten Risiko-Gruppe gehört, so wird ein Abstrich genommen. Nach nur knapp einer Stunde ist klar, ob derjenige den Keim trägt oder nicht. Wenn ja, wird der Patient isoliert und gegen den Keim behandelt. Sinn des Ganzen: Keime von anderen Patienten fernzuhalten.
Doch wieso ist zum Beispiel in Holland die sogenannte MRSA Last, das heißt das mittlere Risiko für andere Krankenhauspatienten, MRSA zu bekommen, wesentlich geringer?
Doch an diesen Strukturen mangelt es hierzulande. Beispiel: fehlende ärztliche Hygieniker. Nach Meinung von Experten gibt es in ganz Bayern zu wenige. Einer ist Dr. Thomas Holzmann. Er berät gleich mehrere Krankenhäuser.
Zu wenig Fachkräfte und das in allen Bereichen, außerdem zu wenig Geld. Das war auch der Eindruck von Ehepaar Scholz.
Hygiene im Krankenhaus: Viel hat sich getan. Doch es bleibt noch viel zu tun, damit es anderen nicht so ergeht wie Peter Scholz.