Christina Philippe

Freelance Writer & Digital Strategist, Hamburg

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Mobile Payment - Ein Selbstversuch | Mobilegeeks.de

Wo kann man aktuell schon mit dem Smartphone bezahlen und wie läuft so ein Bezahlvorgang ab? Ein Selbstversuch mit den Protagonisten von Telekom, MPass, iZettle, GiroGo (Sparkasse) und PayCash.

Frühstück. Kaffee und Croissant diesmal am Düsseldorfer Hauptbahnhof und mit PayCash, eine guthabenbasierten Payment Lösung mit QR Codes. App auf und Akzeptanzstelle suchen. In Düsseldorf sind das zum Glück recht viele und gerade im Hauptbahnhof bietet sich Cafetiero für das Frühstück an. Ich bestelle Milchkaffee und Croissant und nachdem die Kassierin mir den Preis nennt kommt mir ein zögerliches „Mit PayPass bitte." über die Lippen. Ein wenig fürchte ich nun verwundert angeschaut zu werden. Das ist aber nicht der Fall. Die Kassiererin zückt ganz routiniert ein Terminal, ich gebe den zu bezahlenden Betrag ein und lege mein Handy auf das Terminal. Dieses scannt den QR Code, gibt grünes Licht (buchstäblich) und ich darf mein Frühstück mitnehmen,. In der App wird auch sofort angezeigt, dass der Betrag abgebucht wurde und wie viel noch übrig ist. Eigentlich ein recht einfaches Prinzip. Auch die Einrichtung hat nur wenige Minuten gedauert. So kann es gerne weiter gehen.

Auf nach Bonn, in das Herrschaftsgebiet der MyWallet. Nach der Anreise ist ein zweiter Kaffee nötig. Die PayPass Locator App von MasterCard verrät mir, dass es in der Nähe eine Aral Tankstelle gibt, die kontaktlose Zahlungen akzeptiert. Tankstellen-Kaffee ist, nebenbei bemerkt, gar nicht so übel wie sein Ruf. Und da ich durch das positive Erlebnis am Morgen gerade motiviert bin, teste ich meinen MPass NFC-Sticker. Im Prinzip das gleiche Prinzip wie eine Wallet, aber mit weniger Hürden. Der Sticker beinhaltet einen NFC-Chip, zu diesem Chip gehört ein Onlinekonto. Abgewickelt wird auch hier wieder über Wirecard. Auch dieses Modell ist wieder Prepaid. Sticker an das Terminal halten, Zahlung akzeptiert. Auch hier war der Herr an der Kasse wieder sehr engagiert. Seine Tankstelle liegt direkt gegenüber von dem Gebäude, in dem einige an der MyWallet beteiligte Mitarbeiter sitzen. Er kennt das also schon und meinte natürlich im Scherz) „Wenn meine Kasse nachher nicht stimmt, weiß ich ja wo ich hin muss."

Eine Kollegin teilt sich eine Taxifahrt ins Stadtzentrum mit mir. Natürlich habe ich kein Bargeld dabei. Die Kollegin zahlt. Das Geld soll sie natürlich sofort wiederbekommen. Sie zückt ihr iZettle, ein Payment-Dongle, dass nach einem ähnlichen Prinzip wie Square funktioniert. Karte einstecken, Zahlung bestätigen und Tadaaa: Das Geld wechselt das Konto. Ganz so einfach ist es aber nicht. Meine Kreditkarten werden auch nach mehreren Versuchen nicht erkannt. Wir stehen an einer Fußgängerzone, die Menschen schauen uns skeptisch an. Irgendwann wird es mir zu blöd und ich teste meine EC-Karte. Diese wiederum wird nach zwei versuchen tatsächlich gelesen, ich unterschreibe auf dem Display des iPhone 4s (etwas fummelig, ein Tablet würde es leichter machen). Die Anwendungsfälle für iZettle sind recht dünn. Denkbar ist es für Handwerker und mobile Dienstleister (Schlüsseldienst etc.), aber abgesehen davon erschließt sich mir der Nutzen nicht wirklich.

Es folgt eine kleine Shoppingtour. Geschenke für einen bevorstehenden Geburtstag. Der erste Stop ist Hussel. Süßwaren und laut Sparkasse auch GiroGo-fähig. Um GiroGo nutzen zu können braucht man eine entsprechende EC-Karte der Sparkasse. Seit letztem Jahr werden alle neuen EC-Karten automatisch mit NFC ausgerollt. Auf der Rückseite befindet sich ein dann ein kleiner Hinweis. Das Guthaben wird am Geldautomaten auf den Chip geladen, der auch als Geldkarte dient. An der Kasse hatten wir dann aber massive Probleme. Die Kassierin weigerte sich schlicht mich kontaktlos zahlen zu lassen. Auch nach längerer Diskussion war sie nicht umzustimmen. Derweil wurde die Schlange hinter mir länger und der Unmut der anderen Kunden lauter. Zum ersten Mal wird mir mein Experiment etwas unangenehm.Letztendlich zahle ich dann doch mit Kreditkarte. Der erste Fehlversuch.

Die Douglas Holding ist schon seit einer Weile damit beschäftigt, alle Filialen mit NFC-Terminals auszustatten. Ein Grund mehr als nächstes Douglas einen Besuch abzustatten und die MyWallet zu testen. An der Kasse wird es dann wieder unangenehm. Trotz dem deutlichen NFC-Symbol am Terminal weiß die Verkäuferin nicht, wovon ich rede. Auch meine Erklärungsversuche machen es nicht besser. Sie holt ihre Chefin. Auch die möchte nicht, dass ich mit dem Smartphone zahle. Sie wollen mich auch nicht versuchen lassen, ob es funktioniert. Wieder nur Kreditkarte. So wird das nichts.

Am Abend dann der letzte Versuch: Den Einkauf per Smartphone bezahlen. Angeblich im ausgewählten Supermarkt an den Self-Service Kassen möglich. Waren gescannt und eingepackt, es folgt der spannende Moment: Ich halte mein Smartphone an die entsprechende Stelle am Terminal und nichts passiert. Versuch Nummer 2. Wieder nichts. Versuch Nummer 3. Warnleuchte. Piepton. „Ein Mitarbeiter ist schon auf dem Weg zu Ihnen."

Fazit: Man wird zwar zumindest in größeren Städten nicht verhungern und verdursten, wenn man auf Mobile Payment setzt, aber wirklich weit kommt man aktuell nicht. Und man sollte ein dickes Fell haben. Gerade in vollen Geschäften werden die Begegnungen teilweise etwas aufgeladen.Von Tests in der Vorweihnachtszeit möchte ich dringend abraten. Und selbst wenn die Zahlung reibungslos funktioniert ist von der angepriesenen Zeitersparnis nichts zu spüren. Man braucht immer noch viel Geduld und ist sehr auf die Gnade der Verkäufer angewiesen. Wollen die nicht mitspielen, scheitert man sehr schnell und muss doch wieder wie jeder andere auch mit Bargeld oder Karte zahlen.

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