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Dörfliches Leben in der Großstadt

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Grundsteinlegung auf dem Gutsgelände: Die Anlage mit Schweinen, Kühen, Schafen und Ponys soll Stadtkindern Landwirtschaft zum Anfassen bieten.

(Foto: Privat)

Von Christina Brummer, Riem

München ist kein Dorf. Nimmt man es genau, so erhielt München schon im 13. Jahrhundert die Stadtrechte. Seither findet die Entdorfung statt, und mit ihr kommt auch die Entfremdung der Städter von der Landwirtschaft. Während im Norden von München neue Ackerflächen zu Bauland umgewandelt werden sollen, und sich die Landwirtschaft weiter von der Stadt entfernt, wird nun in Riem ein Projekt umgesetzt, welches das Dorf zurück in die Stadt bringen soll.

Auf den Stadtgütern in Riem, einem städtisch betriebenen Hof mit umliegenden Grünflächen, Äckern und Streuobstwiesen, entsteht ein Schulbauernhofstall. Darin sollen einmal Schweine, Kühe, Schafe und Ponys leben. Ein Streichelzoo soll es aber nicht werden. Die Kinder dürfen im Stall selbst mit anpacken. Gewirtschaftet werden soll nach Öko-Richtlinien.

Erste Planungen für das Projekt begannen schon 2013; Anklang fand die Idee im Stadtrat bereits damals. Die schwierigen Abstimmungen zwischen den einzelnen Beteiligten führten jedoch dazu, dass sich der Baustart immer weiter verzögerte. "Es war vor allem schwierig, geeignete Baufirmen zu finden", erklärt Franz Stemmer, dessen Planungsbüro das Projekt betreut. Bei anderen landwirtschaftlichen Bauprojekten müsse man den Bau nicht öffentlich ausschreiben, daher sei es leichter, die nötigen Spezialfirmen zu finden. Nicht zuletzt aber wegen der Hygieneauflagen stand zwischenzeitlich eine Baukostensumme von 1,8 Millionen Euro im Raum. Diese konnte nun auf 1,5 Millionen Euro gesenkt werden, da Hygieneräume nicht mehr im Stall, sondern in einem bereits bestehenden Gebäude eingerichtet werden.

Das Ziel ist es, Stadtkindern Landwirtschaft zum Anfassen zu zeigen und das in S-Bahn-Nähe. Julia Stark ist auf dem Gut beschäftigt und betreut Schulklassen. Bislang kann man hier Gemüse säen, Obst ernten. "Kartoffelklauben, das ist für die Kinder wie Ostereiersuchen", erzählt Stark. "Manchen muss man aber auch erst erklären, dass ein Apfel mit einer kleinen brauen Stelle noch essbar ist." Landwirtschaft erleben, das Bewusstsein für Tier und Nahrungsmittel erweitern, das soll das Projekt leisten. Das Dorf kommt also zurück ins Millionendorf, wenn auch nur im Kleinformat.

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