Der Cave Hill Cemetery in Louisville (US-Bundesstaat Kentucky) wird zur Pilgerstätte! Am Freitag wurde hier die Box-Legende im Kreise seiner Familie und engsten Freunde beerdigt. Darunter Stars wie Schauspieler Will Smith (47) und die Box-Schwergewichte Mike Tyson (49) und Lennox Lewis (50).
Jetzt ist Muhammad Alis Grab für die Öffentlichkeit zugänglich - Fans auf der ganzen Welt strömen zur Ruhestätte, um ihrem Idol die letzte Ehre zu erweisen.Das Friedhofspersonal ist für den großen Ansturm vorbereitet. Bereits am Eingangstor begrüßt ein freundlicher Wärter die Besucher. Er drückt allen Besuchern einen Lageplan in die Hand, auf dem mit einem gelben Marker der Weg zum Grab eingezeichnet ist. Ein rotes Kreuz zeigt die genaue Stelle: Ein kleiner Hang, direkt an einer Straße oberhalb eines Teiches.
Der Cave Hill Cemetery ist ein 300 Hektar großes bewaldetes Areal. Das entspricht etwa der Größe des Tempelhofer Feldes in Berlin. Über 140.000 Menschen sind hier begraben. Der Friedhof gleicht einem Botanischen Garten: Tropische Blumen zieren satte Grünflächen, prächtige Bäume ragen in die Höhe und bilden einen dichten Laubwald. Der Rasen ist frisch gemäht. Es herrscht Tropenhitze.
Ein offener Pavillon ist am Grab von Ali aufgebaut und spendet den Trauernden Schatten. Ein Grabstein fehlt. „Bis der Grabstein aufgestellt wird, können noch sechs Monate vergehen", sagt der stellvertretende Friedhofschef Chris L. Rowan gegenüber BILD. Beerdigt wurde Ali nach muslimischen Glauben, so hat er es sich gewünscht. Ausgerichtet ist sein Sarg in Richtung Osten, gen Mekka. Denn mit gerade einmal 22 Jahren ist die Boxlegende, damals noch als Cassius Clay Jr. bekannt, zum sunnitischen Islam konvertiert.Gelbe Fähnchen stecken die Stelle des eingelegten Sarges ab. Darauf liegen Rollrasen, rote Rosen und weiße Lilien. Auch ein Trauerflor mit Grüßen aus Hohenlimburg, einem kleinen Städtchen in der Nähe von Dortmund, ziert die Stelle. Abgelegt wurde er von den deutschen Geschwistern Kristin und Michael Schuh.
Sie haben den 7000 kilometerlangen Flug nach Louisville auf sich genommen, um ihrem Idol ganz nahe zu sein. „Viele waren überrascht, dass wir für die Trauerfeier extra aus Deutschland angereist sind", sagt Kristin zu BILD. „Es war ein weiter Weg, aber er hat sich gelohnt", erzählt sie weiter.
Michael trägt ein graues T-Shirt, auf dem mit roten Buchstaben der Schriftzug „Muhammed Ali" steht. In der Hand hält er eine Kamera. „Ali war ein Held meiner Kindheit. Früher habe ich mir mit meinem Vater Alis legendäre Kämpfe gegen Foreman und Frazier im Fernsehen angeschaut", berichtet Michael. Voller Stolz schießen die beiden zahlreiche Erinnerungsfotos.Selfies stehen an diesem heißen Juni-Nachmittag ohnehin an der Tagesordnung. Trotzdem verhalten sich die Besucher allesamt respektvoll, halten inne und verarbeiten ihre Trauer in Gesprächen mit anderen Fans oder ganz für sich alleine.
Alis Trauermarsch durch seine Geburtsstadt Louisville inmitten hunderttausender Fans, die Trauerfeier im KFC Yum Center mit über 16.000 Menschen, Alis Elternhaus in der Grand Avenue, das seit seinem Tod am 3. Juni zur Pilgerstätte aller Trauernden wurde: All diese Plätze waren geprägt von Offenheit, Nähe, Menschlichkeit und Respekt vor seinem Lebenswerk. Die Menschen verehren ihren Helden, zeigen sich inspiriert von Alis Mut gegen die Rassendiskriminierung zu kämpfen und sich dem Vietnam-Krieg zu wiedersetzen.
Alles war ganz im Sinne Muhammad Alis, der seine Trauerfeier noch selbst plante und der in Erinnerung bleiben wollte als „ein Mann, der niemals auf die herabsah, die zu ihm aufblickten". Es ist ihm gelungen.