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Vermögen: Vollbepackt mit tollen Sachen

Das Vermögen ist in Österreich extrem ungleich verteilt. Die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auseinander als in den USA. Das ist ein Problem für Gesellschaft und Demokratie.


- Vermögen ist in Österreich extrem ungleich verteilt.
- Die Hälfte der Bevölkerung hat kein nennenswertes Vermögen.
- Ein Beitrag für Arbeit und Wirtschaft.


Die Mitte der Bevölkerung besitzt keine Wohnung. Die lachenden Familien aus der Zott-Werbung („Vollbepackt mit tollen Sachen, die das Leben schöner machen") und den Nimm-Zwei-Spots gehören schon zur Oberschicht. Sie haben einen Garten und ein neues Auto. Doch die Mitte in Österreich besitzt im Schnitt nur 83.000 Euro. Meist ist ein gebrauchtes Auto und ein paar Rücklagen fürs Alter. Für ein Haus mit Garten reicht das nicht.


Die Hälfte aller Österreicher hat kein Vermögen


Deswegen sagt auch Matthias Schnetzer, Ökonom in der Abteilung Wirtschaftswissenschaften und Statistik bei der Arbeiterkammer Wien: „Der Wohlfahrtsstaat ist das Vermögen der breiten Mitte." Die Praxis fasst Jakob Kapeller, Professor für Sozioökonomie an der Universität Duisburg-Essen, so zusammen: „Das reichste Prozent hat einen Anteil von 39 Prozent am Gesamtvermögen. Die oberen zehn Prozent haben etwa 66 Prozent des Gesamtvermögens."


Der tatsächliche Vermögensstand ist aber nur schwer zu ermitteln. Denn während Menschen ohne Arbeit sich vom Staat komplett durchleuchten lassen müssen und Arbeiter*innen von der Steuer genauestens analysiert werden, haben Reiche das Privileg, ihr Vermögen geheim halten zu dürfen. Immobilienbesitz, Aktiendepots, Auslandskonten, Stiftungen? Da kann schon einmal die ein oder andere Million verloren gehen.


Vermögen schafft Vermögen


Die Schere zwischen Arm und Reich geht außerdem immer weiter auf. Weil Vermögen neues Vermögen schafft. Kapeller: „Vermögen ist nicht nur da, es generiert auch weiteres Vermögen. Habe ich Vermögen, ist die Chance groß, dass es auch wächst. Es liegen selbstverstärkende Effekte vor." Wer eine Wohnung hat, zahlt keine Meinung und kann sich eine weitere Wohnung oder einen Aktiensparplan leisten.


Die Ungleichverteilung kann ein Problem werden, wie Franziska Disslbacher, Referentin für Verteilungsfragen in der Abteilung Wirtschaftswissenschaften der AK Wien, erklärt: „Der Vermögensforscher Martin Schürz spricht von ‚Überreichtum'. Er meint damit, dass manche Menschen so viel Vermögen haben, nämlich Beträge in Millionen- und Milliardenhöhe, dass es demokratische Strukturen zersetzen kann."


Überreichtum: Gefahr für Demokratie


Weil René Benko eben an der Krone beteiligt ist. Weil Dietrich Mateschitz diverse Medienprojekte hat. Weil die Familie Glock es sich leisten kann, politische Nähe zu kaufen. Sie bestimmen so, was in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Sie können die Agenda der Regierung bestimmen.


Den ganzen Text gibt es auch in der aktuellen Ausgabe von Arbeit und Wirtschaft.

Wie das funktioniert zeigt die Erbschaftssteuer. Disslbacher: „Wie die Erbschaftssteuervorschläge derzeit gestaltet sind, würden sie 96 bis 97 Prozent der Haushalte gar nicht treffen. Es gibt stabile Mehrheiten für die Besteuerung von Vermögen, aber nicht für die Erbschaftssteuer." Doch auch für die Wirtschaft ist die Ungleichverteilung ein Problem. Wäre das Geld gerechter verteilt, würde das den Konsum und die Firmengründungen antreiben.


Drei Statistiken zur Vermögensverteilung in Österreich:


- Gerade einmal 320 Menschen besitzen in Österreich ein Drittel des Gesamtvermögens. So viel wie die ärmsten 7,2 Millionen Menschen zusammen.
-  Seit der Wirtschaftskrise 2008 und 2009 wächst das Vermögen reicherer Menschen doppelt so schnell wie das von ärmeren.
- Das reichste Prozent der Österreicher*innen besitzt 39 Prozent des Gesamtvermögens. Damit liegt Österreich in Europa auf Platz zwei bei der Ungleichverteilung.

Reiche sollen das Klima retten


Es gibt einen aktuellen Plan zur Besteuerung von besonders vermögenden Menschen in Europa. Weil reiche Haushalte einen deutlich größeren CO2-Fußabdruck haben als ärmere, könnten sie zur Finanzierung des Green Deal herangezogen werden. „Der Green Deal bräuchte 1.000 Milliarden pro Jahr, um umgesetzt werden zu können. Ein Drittel davon sieht der Green Deal der EU auch vor. Eine Vermögenssteuer könnte ein weiteres Drittel liefern. Kann ich eine Vermögenssteuer mit einem konkreten Ziel verknüpfen, gäbe es dafür auch eine größere Akzeptanz", glaubt Kapeller.


Die ganze Geschichte heißt „Wer hat, dem wird gegeben" und kann bei Arbeit und Wirtschaft frei zugänglich gelesen werden. Mehr zum Green Deal von mir findet sich dort auch. Unter dem Titel „Seid umschlungen, Milliarden" beispielsweise. Ansonsten empfehle ich, sich mit Amazon auseinanderzusetzen. Das Unternehmen hat jüngst seinen moralischen Bankrott erklärt. Ganz unabhängig von der gescheiterten Gewerkschaftsgründung in den USA.

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