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Lieferkettengesetz: Moral als Kostenfrage

Das Lieferkettengesetz ist in der Wirtschaft nicht unumstritten. An Erfahrungen mangelt es, an Bedenken nicht. Eine Bestandsaufnahme befürchteter Probleme, möglicher Lösungen und gegenläufiger Interessen.


Dieser Mann ist eine Legende. José Ignacio López de Arriortúa. Er hat in den 1980ern und 1990ern den Automobilbau revolutioniert. In der Automobilindustrie sagt das nur keiner mehr laut. Denn gegen López wurde jahrelang wegen Industriespionage, Unterschlagung und unlauterem Wettbewerb ermittelt. Ein Prozess, in den General Motors und Volkswagen verstrickt waren. Er lief derart aus dem Ruder, dass sogar Helmut Kohl und Bill Clinton vermitteln mussten.


López war berühmt und berüchtigt für seine Verhandlungen mit Zulieferern. Gemeinsam mit seinen Ingenieuren ging er in deren Fabriken und erklärte ihnen, wo sie Kosten zu sparen hätten. Anschließend zog er die Kosten, die er dem Zulieferer gespart hat, vom Betrag ab, den er bereit war zu zahlen. Manchmal funktionierte das gut, manchmal weniger. Dann gab es für billiges Geld eben mangelhafte Bauteile. In der Fachliteratur heißt das mittlerweile „López-Effekt". Wer wissen will, was das in der Praxis bedeutet, der kauft sich einen VW Golf IV des ersten Baujahres.


Obwohl López längst nicht mehr aktiv ist, geht die Automobilindustrie heute noch genauso vor. Etwa 80 Prozent und mehr der Teile eines Automobils werden zugeliefert. Und die Hersteller kennen die Kosten und Gewinnmargen der Zulieferer. Das ist essentiell zu wissen, wenn es um das Lieferkettengesetz geht. Denn das wichtigste Argument gegen diese Regelung fasst Birgit Meyer, Ökonomin am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) so zusammen: „Viele Unternehmen, die sehr komplexe Güter produzieren, wie zum Beispiel Autos oder Flugzeuge, benötigen sehr viele Produktionsschritte und sehr viel Vorleistung in der Herstellung, und haben viele Dienstleister und Zulieferer in ihrer Wertschöpfungskette. Das bedeutet, dass ein Hersteller, zum Beispiel eines Autos, direkt und indirekt zigtausend Zulieferer hat, die er schlecht alle kontrollieren kann. Dies macht es so schwierig ein Lieferkettengesetz zu gestalten."


Die ganze Geschichte gibt es hier, bei Arbeit und Wirtschaft.
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