Frankfurt - Von Caroline Lang-Dedic - Kein edles Porzellan oder anderes Exklusives wurde am Wochenende in der Messehalle 5 präsentiert. Nein - von Freitag bis Sonntag drehte sich hier diesmal alles um das Thema Hautschmuck: Etwa 8.000 Interessierte pilgerten zur 21. International Tattoo Convention Frankfurt.
Es gab Zeiten, da sind Eltern auf die Barrikaden gegangen als ihnen ihr Nachwuchs verkündete, er wolle sich Teile seines Körpers mit einer Bemalung verzieren. Doch heutzutage sind Tattoos schon fast zur Normalität geworden. Vor einigen Jahren war der Anblick eines so genannten „Arschgeweihs", also einer Verzierung des weiblichen Steißbeins, gar so alltäglich, dass sich die Trägerin nahezu der Lächerlichkeit preis gab. Und dennoch: Schrill, bunt und ein wenig crazy kommen sie daher - die Besucher und auch die Profis die sich auf der Convention in der Halle 5 der Frankfurter Messe tummeln. Denn auf der Messe treffen sich nicht nur interessierte Fans der Körperbemalung, sondern auch die Cracks der Szene.
Hintergrundgeräusche wie beim Zahnarzt
Aus allen Ecken summen die Maschinen, wie eine Kreuzung aus dem sonoren Fiepsgeräusch der Grillen am Urlaubsort und dem Bohrer beim Zahnarzt. Manch einer setzt sich diesem Hintergrundsoundtrack fast einen ganzen Tag lang aus. Evelyn beispielsweise musste für ihr großflächiges Arm-Tattoo ganze zwölf Stunden ausharren. Wer sich fragt, wie man diese Zeit herumkriegt, braucht sich nur einmal umschauen: Die Kunden, die aus allen Teilen der Erde angereist sind, nutzen die Gliedmaßen, die sie gerade noch zur Verfügung haben, um mit ihren Smartphones zu surfen, quatschen locker mit ihrem Tätowierer oder beantworten die neugierigen Fragen ihrer Freunde, die sich ihrerseits nicht getraut haben, sich unter die Nadel zu begeben.
Schmerzvolle Erfahrung
Einige Mutige haben sich für die natürliche Art des Tätowierens entschieden. Dabei wird das Muster mit einer Art kleinen Hacke in die Haut geklopft. Das hört sich schmerzhaft an. Ist es anscheinend auch. Denn wie einer der Kunden eines dänischen Tätowieres verrät, geht es zwar wesentlich schneller als das moderne Tätowieren, ist aber auch umso intensiver. In Sachen Schmerz sind die meisten Kandidaten der so genannten Contests, also Wettbewerbe, abgehärtet - sie haben allesamt mehrere Tätowierungen und präsentieren stolz ihre neuesten Werke. Nebenbei konkurrieren sie auch um den ersten Platz in der jeweiligen Kategorie und einen Sachpreis. Aber als Zuschauer hat man eigentlich das Gefühl, dass es den Teilnehmern vor allem darum geht, nach stundenlangen Schmerzen, den Stolz über das Endergebnis mit anderen Menschen zu teilen.