Carolina Pfau

Freie Journalistin, Hamburg

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Darknet - Das passiert auf der dunklen Seite des Internets

Ein Darknet Zugang wird meist mit illegalen Machenschaften und Cyberkriminalität verbunden und das aus gutem Grund! Trotz seines schlechten Rufs kann der dunkle Teil des Internets aber auch nützlich sein, doch der Zugriff ist kompliziert. Wir erklären euch, was im Darknet wirklich passiert und wie man einen Zugang bekommt!


Was ist das Darknet?

Im Grunde könnt ihr euch das Internet wie einen Eisberg vorstellen, von dem der größte Teil unter Wasser und damit außerhalb unseres Blickfeldes liegt. Das, was wir über Suchmaschinen wie Google finden, ist das sogenannte Clear Web oder Surface Web, also die Oberfläche des Internet-Eisbergs.

Darunter, im Verborgenen, liegt das sogenannte Deep Web, was den größten Teil des Internets ausmacht. Wir alle nutzen das Deep Web täglich! Darunter fallen Datenbanken, E-Mail-Postfächer oder Social-Messaging-Konten. Die Inhalte sind meist passwortgeschützt oder zahlungspflichtig und dadurch nicht über Suchmaschinen zugänglich. Im Gegensatz zum Clear Web können die Inhalte nicht von allen Nutzer:innen eingesehen werden.

Der sichtbare Teil des Internets, das Clear Web, macht Schätzungen zufolge weniger als 10 Prozent des gesamten Internets aus. Über 90 Prozent der Inhalte sind demnach im Deep Web!

Deep Web und Darknet sollten nicht verwechselt werden. Das Darknet ist ein Bereich innerhalb des Deep Webs, der nur über eine spezielle Software erreicht werden kann. Durch Zufall im Darknet landen könnt ihr also nicht.


Die Idee des Darknets besteht darin, die Anonymität von Urheber:innen und Besucher:innen zu wahren, weswegen für Dienstleistungen und Produkte in der Regel auch mit Kryptowährung gezahlt wird. Im Darknet gibt es grundsätzlich alle Internetseiten, die ihr auch im Clear Web findet, wie zum Beispiel Facebook. Diese Seiten lassen sich mit speziellen Darknet-Links komplett anonym aufrufen. Daneben gibt es zahlreiche Foren und Inhalte, die ihr im „normalen“ Internet nicht finden würdet. Durch den Schutz der eigenen Identität sind viele Aktivitäten im Darknet illegal und kriminell.


Wer nutzt das Darknet?

Im Darknet sind vor allem zwei extreme Gruppen aktiv: Cyberkriminelle und Aktivist:innen. Die Cyberkriminellen nutzen den geschützten Raum, um ihre illegalen Produkte und Services anzubieten. Neben dem Verkauf von Kreditkartinfos, Drogen, Waffen, Gift und Auftragsmördern (Ja, im Darknet wird alles angeboten, was ihr euch vorstellen könnt), wird das anonyme Netzwerk aber auch von Menschenrechtsaktivist:innen oder Whistleblower:innen genutzt. Das Darknet entzieht sich außerdem staatlicher Kontrolle und Zensur, die in einigen Ländern die digitale Freiheit enorm einschränkt. 

Welche Einschränkungen es im Internet in anderen Ländern gibt, könnt ihr hier nachlesen.

Für Aktivist:innen in Ländern mit starker Zensur ist der anonyme Zugang zum Internet deshalb hilfreich um Informationen zu bekommen und über Menschenrechtsverletzungen zu berichten. 

Natürlich trefft ihr im Darknet auch auf neugierige oder technikbegeisterte Nutzer:innen, die das anonyme Netz für weniger polarisierende Zwecke nutzen. Einige von ihnen sind im Darknet unterwegs, um dem sogenannten Tracking zu entgehen, also dem Datensammeln im Internet. Dort sind nämlich häufig Cookies aktiv, die euch tracken können.


Wie kommt man ins Darknet?

Wie bereits beschrieben, ist der Darknet Zugang weniger intuitiv als der Rest des Internets. Standard-Suchmaschinen haben keinen Zugriff auf das Darknet. Ihr braucht eine spezielle Software, einen speziellen Browser und spezielle Links, um diese Seite des Internets zu sehen. Der bekannteste Weg ins Darknet besteht über das Tor-Netzwerk, ein Anonymisierungsnetzwerk, welches ihr mit dem Tor-Browser nutzen könnt.

Die URLs innerhalb des Tor-Netzwerks enden nicht auf „.de“ oder „.com“, sondern auf „.onion“. Dahinter verbergen sich sogenannte „hidden services“. Das sind Webinhalte, die man nicht über normale Suchmaschinen finden kann.

Mit dem sogenannten „Onion-Routing“ wird der Datenverkehr verschlüsselt und über Server auf der ganzen Welt geleitet. Die "onion" (Deutsch: "Zwiebel"), symbolisiert die vielen Schichten der Verschlüsselungen, die das Tor-Netzwerk nutzt.

Oft sind Seiten des Darknets nur über die genaue URL aufrufbar und lassen sich nicht einfach über eine Suchmaschine finden. Dennoch gibt es im Darknet Suchmaschinen wie Duck Duck Go oder die Darknet-Suchmaschine Torch. Da die Domains im Darknet allerdings ständig verändert, gelöscht und neu erstellt werden, ändern sich auch die Suchergebnisse ständig, was die Suche erschweren kann. Google gibt’s im Darknet übrigens nicht.


Was sind die Gefahren des Darknets?

Grundsätzlich ist der Darknet Zugang legal, allerdings sind es viele der angebotenen Services nicht. Im Darknet tummeln sich viele Kriminelle, die nicht nur Drogen oder Waffen, sondern auch Kinderpornografie oder Menschenhandel betreiben. Allein das Aufrufen illegaler Seiten kann strafrechtlich verfolgt werden, denn trotz Anonymisierung kann eine Zurückverfolgung nie ausgeschlossen werden. Außerdem gibt es viele Betrüger:innen, die Geld für Services annehmen, die nie ausgeführt werden. Daneben ist im Darknet viel schädliche Software im Umlauf, die euch ausspionieren oder euren Computer lahmlegen kann.

Trotz der Gefahren wirbt das Tor Project mit dem Recht auf Privatsphäre und der Verteidigung von Menschenrechten. In einigen Fällen mag das zutreffen, doch zumindest als durchschnittliche:r Internetnutzer:in in Deutschland gibt es dafür weniger komplizierte und gefährliche Methoden, zum Beispiel das regelmäßige Entfernen von Cookies. Für viele mag die dunkle Seite des Internets spannend und aufregend klingen, doch das Darknet gleicht einem Minenfeld aus Betrug, Viren und Cyberkriminalität. Aus Neugierde Seiten im Darknet aufzurufen, kann also schlimme Folgen haben.

Carolina Pfau