Brigitte Neumann

Radio- und Printjournalistin, Buchholz

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Rezension

Dostojewski_Aufzeichnungen.mp3

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Die Kritiker seiner Zeit übergingen Dostojewskis "Aufzeichnungen aus dem Untergrund" schlicht. Sie konnten wohl nichts mit den Suaden eines hochintelligenten, aber asozialen Antihelden anfangen, die der als vielversprechend geltende Autor ihnen 1864 vorsetzte. Albert Camus sah in Dostojewski den Propheten des 20. Jahrhunderts. Und sein namenloser Antiheld in den Aufzeichnungen ist der Vorfahr vieler am Leben verzweifelnder Figuren des literarischen Kanons, allen voran Vladimir und Estragon aus dem Stück "Warten auf Godot" von Samuel Beckett oder auch der rundum verwahrlosten, aber hellsichtigen Männer in den Romanen von Michel Houellebecq.
Im November 2021 jährte sich Fjodor Dostojewskis Geburtstag zum 200. Mal. Aus diesem Anlass bringt der Manesse Verlag eine Neuübersetzung der "Aufzeichnungen aus dem Untergrund" heraus, besorgt von Ursula Keller.

Eine Kritik für den Österreichischen Rundfunk. Ex Libris