Birk Grüling

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SZ-Kinderseite: Gassi mit dem Krokodil

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Vor 5000 Jahren hielten manche Menschen in Ägypten Krokodile tatsächlich als Haustiere - allerdings wohl nicht an einer pinken Leine. Das Krokodil hier auf dem Foto haben wir hineingemogelt.

(Foto: imago/Westend61)

Von Birk Grüling

Nicht ohne mein Krokodil

Die alten Ägypter verehrten manche Tiere als Verkörperung von Göttern. Der Totengott Anubis etwa wurde mit einem Hundekopf dargestellt, der Himmelsgott Horus mit einen Falkenkopf und die Liebesgöttin Bastet mit einen Katzenkopf - diese Tiere gehen alle noch als normale Haustiere durch. Aber auch Krokodile waren beliebt. Sie galten als Abbild von Sobek, dem Herrscher über das Wasser. In manchen Tempeln schwammen sie in eigenen Becken und wurden mit Kuchen, Wein und Fleisch gefüttert. Die Liebe für ihre Tiere ging bei den Ägyptern sogar über den Tod hinaus. Archäologen fanden unzählige Tiermumien, die genauso einbalsamiert wurden wie ein Pharao. Darunter auch Krokodile. Die Menschen glaubten, dass das Leben nach dem Tod weitergeht. Und wer will schon ewig ohne sein Lieblingskrokodil leben?

Gänse als Alarmanlage

Reiche Römer hielten sich gern riesige Wachhunde. Doch mindestens genauso beliebt waren Gänse. Die Vögel haben gute Augen und sehen Eindringlinge schon aus großer Entfernung. Ihr Geschnatter weckt dann die Hunde und die Hausbewohner. Mit ihrem Schnabel können sie außerdem ordentlich zwicken. Noch ein Vorteil: Gänse lassen sich - anders als Hunde - nicht mit Würstchen oder anderen Leckereien bestechen.

Hunde mit Augenaufschlag

Hunde leben schon seit der Steinzeit an unserer Seite. Vermutlich folgten anfangs Wölfe den Jägern und fraßen ihre Abfälle. Bis heute sind unsere Hunde zu 99,9 Prozent Wölfe geblieben - ja, auch Omas Pudel. Nur etwas zutraulicher, kuscheliger und fauler sind sie seit der Steinzeit geworden, denn Menschen haben sich für sie als zuverlässige Futterlieferanten erwiesen. Damit immer reichlich Fressen im Napf landet, haben sich die Vierbeiner einen cleveren Trick überlegt: den Hundeblick. Für den haben Hunde extra Muskeln in den Augenbrauen. Forscher fanden heraus, dass sie die nur bei uns Menschen nutzen, nicht aber bei Artgenossen. Auch Wölfe haben keine Muskeln in den Augenbrauen.

Holzwürmer vor Gericht

Im Mittelalter kamen die Menschen auf allerlei sehr verrückte Ideen - Tierprozesse zum Beispiel. Dabei wurden Tiere vor Gericht gestellt und von echten Richtern verurteilt. Besonders Schweine hatten es damals schwer. Sie lebten in großer Zahl in den Städten und Dörfern, und es kam immer wieder zu Unfällen. Stürzte jemand über ein Schwein und brach sich den Fuß oder wurde gebissen, wurden die Schweine meistens getötet. Auf dem Marktplatz, vor den Augen vieler Schaulustiger. Sogar Holzwürmer standen vor Gericht. Sie hatten den Stuhl eines französischen Bischofs so übel zernagt, dass er zusammenbrach. Die Würmer wurden dazu verurteilt, vom Stuhl in einen Baum umzuziehen. Im Vergleich zu den Schweinen sind sie also ziemlich gut davongekommen.

Miauen für Menschen

Wilde Katzen müssen irgendwann festgestellt haben, dass es in den frühen Siedlungen einiges zu holen gibt. Das Getreide der Bauern zog Mäuse und anderes Getier an, auf die die Katzen Jagd machten. Das wiederum freute die Menschen, zum Dank gab es Streicheleinheiten und Futter. Mit der Zeit wurden die Katzen ähnlich wie die Hunde immer anhänglicher und fauler. Auch sie überlegten sich einen Trick für uns Menschen - das Miauen. Diese Laute geben in freier Wildbahn nur ganz junge Katzen von sich, ältere Tiere sprechen mit ihrem Körper. Weil wir Menschen oft zu dusselig sind, um diese Sprache zu verstehen, müssen Katzen eben miauen, wenn dringend eine Fischdose geöffnet werden muss.

Zwitscherwarnung

Früher hatten Bergleute oft Kanarienvögel dabei. Tief im Berg dienten die Vögel als fliegende Warnung vor giftigen Gasen oder plötzlichem Mangel an Luft zum Atmen. Hörten sie auf zu singen oder schnappten hörbar nach Luft, war es Zeit für die Bergleute, schleunigst aus dem Stollen zu kommen. Die Vögel starben dagegen meistens. Allerdings entdeckten die Arbeiter schnell ein weiteres Talent der Kanarienvögel: Sie können wunderschön singen und wurden in vielen Städten zu beliebten Haustieren. Weil die Jungvögel den Gesang von ihren Vätern lernen, wurden die besten Sänger besonders gut behandelt und ihr Nachwuchs teuer verkauft. Viele Bergleute arbeiteten nebenbei als Vogelzüchter und verdienten so viel Geld. Mit in die Gruben nahmen sie nur noch Kanarienvögel, die schief sangen oder zu wenig Eier legten.

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