Birk Grüling

Wissenschaft für kleine und große Leser:innen, Buchholz

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DPA Kindernachrichten: Frauchen und Herrchen verstehen

Hunde merken schnell, was ein ausgestreckter Finger oder ein freudiges Lächeln ihrer Besitzer oder Besitzerinnen bedeutet. Denn sie sehen genau hin - auch Menschen sollten das tun.

Hündin Stella kann sprechen. Das heißt, sie spricht nicht richtig, sondern mithilfe von Sprachknöpfen. Wenn sie mit der Pfote auf die Knöpfe drückt, sind Worte wie „draußen", „wütend", „Hilfe" oder „Spiel" zu hören. Ihre Besitzerin Christina Hunger hat der zweijährigen Hündin beigebracht, sogar kurze Sätze mit fünf Worten zu drücken. Morgens sagt Stella zum Beispiel „Park, komm, draußen. Parken, draußen". Auch „Ich liebe dich" hört Frau Hunger von ihrer Hündin oft. Videos über Stellas erstaunliches Talent schauen sich Millionen von Menschen an. Auch ein Buch gibt es bereits.

Unterhalten wir uns also bald mit unseren Hunden? Die Verhaltensbiologin und Hundetrainerin Marie Nitzschner aus der Stadt Leipzig ist skeptisch. „Mit den Haustieren sprechen zu können, wünschen sich sicher viele Menschen. Doch gerade Hunde brauchen eigentlich keine Knöpfe, um sich mit uns zu verständigen", sagt sie.

Hunde leben seit vielen Tausend Jahren mit Menschen zusammen. In dieser Zeit lernten sie, uns Menschen genau zu beobachten. Sie wissen, wann wir freudig lächeln oder uns über einen zerkauten Schuh ärgern. Auch den Tonfall unserer Stimme verstehen sie. Wenn wir unseren Hund lieb bitten, wieder vom Sofa zu steigen, reagiert er meistens kaum. Sagen wir laut und deutlich „Nein", gibt er den Platz schneller wieder auf.

In diesem Gespür für uns Menschen steckt für Marie Nitzschner auch das Geheimnis der Sprachknöpfe. „Die Hunde lernen schnell, dass sich das Drücken lohnt. Bei „Park" folgt ein Spaziergang. Bei „Ich liebe dich" freuen sich die Besitzer und es gibt vielleicht noch Leckerlis", erklärt sie. Bei „traurig" bekommen die Tiere Streicheleinheiten. Die Bedeutung der Worte lernen die Hunde also vor allem aus unserem Verhalten.

„Menschen tun sich dagegen deutlich schwerer damit, Hunde zu verstehen. Dabei müssen wir nur genau hinsehen", sagt die Hundeexpertin. Eigentlich ist die Sprache der Hunde gar nicht kompliziert. Trotzdem kommt es oft zu Missverständnissen, zum Beispiel beim Schwanzwedeln. Viele Menschen glauben, dass Hunde damit ihre Freude zeigen. Das stimmt aber nicht ganz.

Mit dem Wedeln zeigen die Tiere ihre Aufregung. Das kann freudig sein, weil sie etwa einen Menschen oder Artgenossen treffen, den sie mögen. Bei großer Freude wackelt der ganze Körper. Das Wedeln kann aber auch angespannt oder sogar aggressiv sein. Dann ist auch der Rest des Hundes steif und aufgerichtet.

Der Wunsch, spazieren zu gehen, ist leicht zu verstehen. Die beiden Hunde von Frau Nitzschner setzen sich vor die Haustür und warten. Da braucht es keinen Sprachknopf.

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