Hamburg. Die ersten Nächte verbrachte unser Sohn in einer sündhaft teuren, sich den Körperbewegungen anpassenden Wiege. Das klappte gut, leider entwuchs er ihr innerhalb der ersten drei Monate. Es folgte ein Beistellbett - ziemlich praktisch. Meine Frau musste zum Stillen nicht einmal mehr aufstehen. Unser langfristiger Plan änderte sich nicht. Nach dem Abstillen sollte das Projekt „Ausquartieren ins Kinderzimmer" folgen. Leider machten wir die Rechnung ohne den Nachwuchs. Der erste Versuch scheiterte kläglich, eine Nacht verbrachten wir abwechselnd auf einer Matratze neben dem Kinderbett.
Eine Erkältung und der folgenschwere FehlerSpontan entschieden wir uns für Plan B. Das Kinderbett zog ins Schlafzimmer. Ein schleichender Abschied. Das klappte anfangs gut. Nur zwei-, dreimal pro Nacht standen wir singend und händchenhaltend neben dem Bett. Oft schlief er mehrere Stunden am Stück durch, bis zu einer folgenschweren Erkältung. Entnervt vom ständigen Husten und Aufwachen legten wir ihn in unsere Mitte, friedlich zusammengerollt schlief er prompt ein. Eine Woche ließen wir unseren Sohn gewähren. Ein Fehler: Die lieb gewonnenen Privilegien wollte er nicht wieder aufgeben. Zwar klappt die schlafende Verlegung ins eigene Bett reibungslos. Aber spätestens nach drei Stunden reckt er die Arme gen Himmel und protestiert so lange bis er friedlich schnarchend in der Besucherritze einschlafen darf.
Damit nicht genug: Der elterliche Ungehorsam wird mit nächtlichen Übergriffen bestraft. Hände werden geknetet oder das Bäuchleinkraulen eingefordert, besonders gern zwischen 2 und 3 Uhr nachts. Dazu dreht sich der werte Herr wie ein Brummkreisel. Wir haben uns mit der Situation arrangiert. Ich kann inzwischen auf 20 Zentimetern Matratze selig schlafen. Noch schlimmer: Ohne sein monotones Schnarchen und gelegentliches Pupsen fällt mir sogar das Einschlafen schwer. Trotzdem sprechen wir manchmal abends über das Ausquartieren ins Kinderzimmer, irgendwann zu einem späteren Zeitpunkt.
Von Birk Grüling/RND